26 Okt 2022

DAILY: Tag 8, 27. Oktober 2022

In unseren VIENNALE DAILIES werden Sie täglich zum Geschehen rund um das Festival informiert!

ZITAT DES TAGES

I'm curious about people.

(Claire Denis)

BRAUCHEN SIE NOCH FILMTIPPS? HIER EIN PAAR FILM-HIGHLIGHTS!

MONICA
R: Andrea Pallaoro
DO, 27.10. 18:00 Uhr: GARTENBAUKINO

Monica, eine schöne, zugleich entrückt wirkende junge Frau fährt nach 20 Jahren erstmals wieder in ihren Heimatort. Dort will sie sich um ihre sterbende Mutter kümmern. Es wird kaum gesprochen, doch die Gesichter der Protagonistinnen geben ihre Isoliertheit und ihre Einsamkeit preis; die tiefe Sehnsucht, sie zu überwinden, ist spürbar in zarten, tastenden Berührungen. Monicas Heimkehr ist eine schmerzhafte Reise in die Vergangenheit, alte Wunden brechen auf.Tief dringt der Film ein in die menschliche Existenz, fokussiert auf ein Dasein, das durch Ablehnung, Angst und Altern hindurch zu Vergebung, zu Akzeptanz und Erlösung findet. (Maria Marchetta)

MANTO DE GEMAS
R: Natalia López Gallardo
DO, 27.10. 22:30 Uhr: STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS
SO, 30.10. 11:00 Uhr: URANIA

Dieser Film hat keinen Plot, der Halt gäbe. Geduldig webt er ein Netz, verbindet drei Frauen: Isabel kehrt im ländlichen Mexiko in die Villa ihrer Kindheit zurück; Maria, die Hausangestellte, sucht nach ihrer Schwester; Roberta, die Polizistin, möchte sich und ihren Sohn aus der korrupten Brutalität von Drogenkartell und Polizei heraushalten. Die Spinne im Netz ist die omnipräsente Gewalt, zentrale Szenerie die Vermisstenstelle: Die Kamera mäandert durch die suchenden Angehörigen, wir hören die Namen der „Verschwundenen“, der Ermordeten, alltäglich entsorgt wie Müll. Die Herrschaft der Gewalt scheint besiegelt, es bleibt nur, sie nicht zu beschweigen. (Barbara Kronsfoth)

TERRA QUE MARCA
R: Raúl Domingues
DO, 27.10. 13:30 Uhr: URANIA

Raúl Domingues schaut seiner Großmutter beim Bestellen ihres Landes im portugiesischen Leiria zu. Wie sie mit der Hacke die Erde lockert, Furchen zieht, in die hinein die Samenkörner gestreut oder die Setzlinge gesteckt werden, auf dass etwas wachse, das geerntet und gegessen werden kann oder konserviert und bevorratet. Es sind alte Hände, die da arbeiten, und sie führen aus Vorzeiten überlieferte Bewegungen aus; Bewegungen, die ebenso vom Aussterben bedroht sind wie die Art der Landbestellung, der sie dienen. Es gibt nicht nur die menschliche Zeit, sagt Domingues, und zeigt uns hier jene von Tier und Pflanze, die den Primat der Wertschöpfung nicht kennt. (Alexandra Seitz)

O TRIO EM MI BEMOL
R: Rita Azevedo Gomes
DO, 27.10. 18:00 Uhr: METRO, HISTORISCHER SAAL

Mozarts „Kegelstatt-Trio“, seiner Wiener Klavierschülerin Franziska von Jacquin gewidmet, hat den Nouvelle-Vague-Regisseur Éric Rohmer mehrfach beschäftigt: Ein ursprünglich für 4 AVENTURES DE REINETTE ET MIRABELLE (1987) vorgesehenes fünftes Kapitel um den Flirt eines musikverliebten Ex-Paares, arbeitete Rohmer zum Theaterstück um, später zum Fernsehfilm. Azevedo Gomes inszeniert nun kein Remake, sondern variiert seine Themen und Texte in ihrem Film-im-Film so verspielt, wie es das titelgebende Musikstück tut. Dass sie dabei die Akteure drei Jahrzehnte älter macht, stellt auch die originalen Machtverhältnisse vor und hinter der Kamera auf den Kopf. (Robert Weixlbaumer)

Image of movie Watani, un monde sans mal

WATANI, UN MONDE SANS MAL
R: Med Hondo
DO, 26.10. 12:45 Uhr: FILMMUSEUM

Ein Film zum Gedenken an all die Menschen, die aus Afrika in alle Welt deportiert und versklavt wurden. Hondo sammelt Eindrücke (frz. „vues“, Ansichten, Blicke) aus Frankreich-Europa im Jahr 2001 und verknüpft seine Zukunftsvision mit einer auf das Notwendigste skelettierten Spielfilmhandlung. Die Abstiegsgeschichten zweier Männer (einer weiß, einer aus Schwarzafrika) führen auf fatale Weise zusammen. Frankreich steuert in WATANI direkt in eine Katastrophe, Rassismus wird bestialisch ausgelebt. Eine „Welt ohne Übel“, wie sie der Titel wohl eher sarkastisch verkündet, deutet Hondo immerhin mit Clownerien in Parks und mit einem utopischen Schlussbild an. (br)