26 Okt 2022

DAILY: Tag 9, 28.10.2022

In unseren VIENNALE DAILIES werden Sie täglich zum Geschehen rund um das Festival informiert!

QUOTE OF THE DAY

They have taken pigs and monkeys to space, but never a poet.

(Werner Herzog - lesen Sie das komplette Interview HIER)

BRAUCHEN SIE NOCH FILMTIPPS? HIER EIN PAAR FILM-HIGHLIGHTS!

FUMER FAIT TOUSSER
R: Quentin Dupieux
FR, 28.10. 23:15 Uhr: GARTENBAUKINO
MO, 31.10. 16:30 Uhr: URANIA

Quentin Dupieux, „Master of the Absurd“, ist wieder da und veranstaltet ein Stil- und Genrechaos, das seinesgleichen sucht: Am Beginn führt eine Superheldengang namens Tobacco Force einen Kreuzzug gegen das Nikotin und verwandelt eine Riesenschildkröte in eine blutige Fleischmasse. Doch schnell zerfällt das Actionspektakel in eine Serie von Subplots, bei denen sich grimmige Pointen und schaurige Horrorgeschichten abwechseln und sogar noch ein toter Fisch auf dem Grill zu sprechen beginnt. Und der Schluss des offensiv billigen Retrospektakels beschert dem Publikum den definitiv ekligsten Kuss der Kinogeschichte. Sehen Sie selbst!

TRENQUE LAUQUEN - TEIL 1 & TEIL 2
R: Laura Citarella
FR, 28.10. 15:00 Uhr: STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS
SA, 29.10. 11:00 Uhr: METRO, HISTORISCHER SAAL

Dies ist der erste einer Reihe von Filmen um die 35-jährige Laura, die sich in der Provinz Buenos Aires als eine Art weiblicher Sherlock Holmes betätigt. Gleich am Beginn verschwindet die Protagonistin und wird von zwei Männern gesucht, die in sie verliebt sind. The Lady Vanishes, könnte man sagen, und erst ihre Absenz setzt einen Erzählreigen in Gang, der sich mit der Vorgeschichte Lauras beschäftigt. So entsteht eine suggestive filmische Meditation über die Undurchdringlichkeit des Seins als enigmatisches Bilderrätsel zwischen Roadmovie, philosophischer Reflexion und erotischer Detektivgeschichte. (Thomas Mießgang)

Teil zwei von TRENQUE LAUQUEN versteht sich als Fortsetzung der Geschichte von Laura, die anhand von historischen Briefen und anderen Dokumenten eine apokryphe Liebesgeschichte aus alter Zeit rekonstruiert und dann verschwindet, ohne eine Spur zu hinterlassen. Auch hier wird wieder viel mit Rückblenden gearbeitet, doch die Tonalität des Films ist eine völlig andere: Es gibt nervöse, hektische Sequenzen, in denen die Musik sich als dialektisches Element der visuellen Ebene entgegenstellt; gleichzeitig werden die mysteriösen Verwicklungen komplizierter. Die Saga aus dem provinziellen Hinterland definiert mit faszinierender Bildgewalt und eigenwilliger Rhythmik ihren eigenen Kosmos. (Thomas Mießgang)

TENÉIS QUE VENIR A VERLA
R: Jonás Trueba
DO, 27.10. 18:30 Uhr: URANIA
FR, 28.10. 13:30 Uhr: URANIA

Pandemiebedingt haben die beiden befreundeten Paare einander lange nicht gesehen, nun sollen die einen die anderen endlich besuchen kommen und „es sich ansehen“. Denn die einen sind von Madrid in die Vorstadt gezogen und drauf und dran, eine Familie zu gründen. Während die anderen, eher urban intellektuell orientiert, sich dem bürgerlichen Lebensentwurf überlegen fühlen. Zugleich sind sie allesamt verunsichert, eingezwängt in gesellschaftliche Konzepte und Vorstellungen wie in schlecht sitzende Anzüge, die drücken und kneifen. Vier Figuren zwischen existenziellem Unwohlsein und Daseinszuversicht – das kommt ganz unspektakulär daher, aber Sie sollten es sich ansehen. (Alexandra Seitz)

Image of movie Salamone, Pampa (Photographie und jenseits – Teil 34)

SALAMONE, PAMPA
(PHOTOGRAPHIE UND JENSEITS – TEIL 34)
R: Heinz Emigholz
FR, 28.10. 11:00 Uhr: METRO, HISTORISCHER SAAL

Trutzburgen mit Türmen und zinnenbewehrten Mauern: So sehen die öffentlichen Gebäude, die Schlachthöfe und die Friedhofsbauten aus, die der Architekt Francisco Salamone Ende der 1930er Jahre in den ländlichen Gebieten Argentiniens errichtete. Kolonialer Konservatismus, Kapitalismus und Kirche stehen hier vereint in einer in Beton gegossenen Unterdrückungs- und Repräsentationsarchitektur mit Art-déco-Elementen, die gleichwohl oft die ersten modernen Gebäude in der argentinischen Pampa hervorbrachte. SALAMONE, PAMPA ist das gedankliche Gegenstück zu Heinz Emigholz’ im selben bewährten Stil seiner Architekturfilme gedrehten MAMANI IN EL ALTO. (Lars Penning)

Image of movie When There Is No More Music to Write, and Other Roman Stories

WHEN THERE IS NO MORE MUSIC TO WRITE,
AND OTHER ROMAN STORIES
R: Eric Baudelaire
FR, 28.10. 20:30 Uhr: FILMMUSEUM

Baudelaire hat ein Faible dafür, Filme in der dritten Person Singular zu erzählen. In seiner neuesten Arbeit geleitet die Stimme des Avantgardekomponisten Alvin Curran das Publikum durch eine Meditation über Exil, Widerstand und künstlerische Zeitgenossenschaft. Darf man nach den Verheerungen des Weltkriegs überhaupt noch Musik komponieren? Oder sollte sie nicht vielmehr antiautoritär in Realzeit entstehen, gewissermaßen im freien Fall? Die Asynchronität von Bildern und Tönen ist das Kompositionsprinzip dieses Films, der mit Found Footage der Entführung Aldo Moros und einer Dekonstruktion von ZABRISKIE POINT auf seine Thematik einstimmt. (Gerhard Midding)