NEBO NASCHEGO DETSTWA

Durch den Bau einer neuen Straße wird der alte Hirt Bakaj von seinen angestammten Weideplätzen vertrieben. Sein Schwiegersohn Alym und sein jüngster Sohn Kalyk begrüßen die Neuerungen, während Bakaj die alten Traditionen fortführen möchte. Dazu gehört auch, dass der jüngste Sohn eines Tages seine Herde und den Hirtenstab übernehmen soll, anstatt in die Stadt zur Schule zu gehen. Aber die Straße wird gebaut, der Sohn geht in die Stadt, und auch Bakaj sieht ein, dass man das Neue nicht aufhalten kann. Wie viele andere Filme aus den fernöstlichen Sowjetrepubliken behandelt dieser die Verwandlung der Landschaft und die Veränderung der Gesellschaftsstrukturen durch die Industrialisierung und Modernisierung. Regisseur Okejew demonstriert zwar die Notwendigkeit von Veränderungen, zeigt aber Respekt für diejenigen, denen der Abschied von geheiligten Traditionen schwer fällt. Er erzählt seine Geschichte ohne übertriebene dramatische Akzente in einem bedächtigen Rhythmus. Er zeigt den tagelang anhaltenden Regen, die Herden, das Auf- und Abbauen der Jurten. Aus der Summe dieser Beobachtungen wächst das Verständnis für die Denkweise der handelnden Personen. (Dieter Krusche/Jürgen Labenski, 1971) Dank seines Stils, der die offensichtliche Fortschrittsideologie des Plots in Frage stellt, kann dieser Film als eines der prägenden Werke des zentralasiatischen Filmschaffens betrachtet werden. Die Stärken des zentralasiatischen Kinos lagen damals und liegen heute in der Auflösung der Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion, der Verknappung der Dialoge, der gewichtigen, fast schon körperlichen Rolle von Natur und Stofflichem und der sinnlichen und zugleich grausamen Beziehung, die die Figuren zu beiden unterhalten. (Jacques Mandelbaum, 2001)