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(c) Viennale / SPACE DOGS

Preisträger der Viennale 2019

05 Nov 2019

Preisträger der Viennale 2019

WIENER FILMPREIS
Jury: Alexander Charim, Herwig Kempinger, Helga Rössler

Der Wiener Filmpreis, eine von der Stadt Wien gestiftete und im Rahmen der Viennale vergebene Auszeichnung, gilt einem aktuellen österreichischen Langfilm, der im vergangenen Jahr zur Aufführung gelangte. Die Dotierung dieses Preises besteht aus einem Geldbetrag, der von Seiten der Kulturabteilung der Stadt zur Verfügung gestellt wird, einer monetären Unterstützung von Hotel The Harmonie Vienna, sowie großzügigen Sachwerten, gestiftet von den Sponsoren BLAUTÖNE und viennaFX. Beim Wiener Filmpreis werden zwei Preise vergeben: der Preis für den besten österreichischen Film und der Spezialpreis der Jury. Durch die Großzügigkeit und das Engagement aller Beteiligten ist der «Wiener Filmpreis» weiterhin Ermutigung und Anerkennung für die Arbeit österreichischer Filmemacher und Filmemacherinnen.

Bester österreichischer Film

(c) Viennale
SPACE DOGS, Elsa Kremser, Levin Peter, A/D 2019

Auszug aus der Jurybegründung:
SPACE DOGS von Elsa Kremser und Levin Peter erzählt von Laika, der ersten Hündin im Weltraum, von ihrer brutalen Erziehung und ihrem einsamen Tod im Dienst der Sowjet-Propaganda. Und er sucht im heutigen Moskau nach Laikas Geist und folgt dafür einigen Straßenhunden auf dem Weg durch die Stadt.
Dafür nimmt der Film die Position von Hunden ein und blickt mit ihren Augen auf die seltsame Menschenwelt, von denen man meistens nur die Beine sieht.  Es geht also nicht um eine Menschenwelt mit Hunden, sondern um eine Hundewelt, in der es zufälligerweise auch noch ein paar Menschen gibt. Man sieht diese Hunde wütend und müde, einsam und verspielt, stolz und bösartig, zärtlich und hungrig. Man sieht wie die Tiere von Menschen ge- und missbraucht werden und wie sie trotzdem sie selbst bleiben, auch wenn das manchmal nicht schön anzuschauen ist.
Der Zuschauer kommt diesen Hunden sehr nah, dank einer hechelnden, tanzenden, agilen, großartigen Kamera von Yunus Roy Immer. Ich wusste vor diesem Film nicht, dass ich Moskauer Straßenhunden überhaupt so nahe kommen will.
Dieser Film ist voll von Erfahrungen, die man so noch nicht gemacht hat und voll von Bildern, die man so noch nie gesehen hat. Er ist brutal, komisch, poetisch, erschreckend, überraschend. Es ist kein Dokumentarfilm, obwohl er von der Wirklichkeit erzählt, es ist kein Spielfilm, obwohl wir den Hunden in die Seele schauen können. Dieser Film erfindet seine eigene Form. Eine Jurykollegin sagte: Nach diesem Film braucht man einen Schnaps. Was kann es für ein schöneres Kompliment geben?

Spezialpreis der Jury

(c) Viennale
BEWEGUNGEN EINES NAHEN BERGS, Sebastian Brameshuber, A/F 2019

Auszug aus der Jurybegründung:
SLOW DOWN. MEN AT WORK.
Eine afrikanische Parallel–Wirtschaft in der Steiermark, von der auch ungarische und einheimische Interessenten profitieren. Das ungarische KFZ–Händlerpaar beneidet Cliff, den nigerianischen Mechaniker, der bald seine nach Afrika geschickten Autoteile dort verkaufen wird: "In December in Africa - just sun? No jacket? That´s good!"
Ein ruhiger, poetischer, berührender Film, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet, der nicht vorher weiß, was er finden wird.

 

STANDARD-VIENNALE-PUBLIKUMSPREIS
Jury: Maximilian Gurschler, Astrid Kaltenegger, Barbara Macek, Agnes Peterseil, Philip Stöger        

Der Preis der Standard-Leserjury geht an einen Film, der noch keinen Verleih in Österreich hat und dem ein Kinostart in Österreich besonders empfohlen wird. Findet der Film einen Verleih, ist der Kinostart mit kostenlosem Anzeigenraum in der Tageszeitung «Der Standard» verbunden.

Der STANDARD-PUBLIKUMSPREIS geht an:

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DYLDA, Kantemir Balagov, Russland 2019

Auszug aus der Jurybegründung:
Emotional bewegend und in kräftigen Farben erzählt Balagov die Geschichte zweier junger Frauen, die aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehren und in einem Lazarett in Leningrad Kriegsversehrte versorgen. Er bricht dabei immer wieder mit Erwartungshaltungen und stellt Momente der Heiterkeit schonungslos dem bitteren Ernst des Lebens im Lazarett gegenüber.
Der Film nimmt eine radikal subjektive und vor allem weibliche Perspektive ein, um die zerstörerischen Folgen des Krieges zu zeigen, die irreparablen emotionalen Beschädigungen, aber auch die Kraft, die aus der Auflehnung gegen die vergangenen, bis in die Gegenwart reichenden Schrecken entspringt. 

 

FIPRESCI PREIS (PREIS DER INTERNATIONALEN FILMKRITIK)
Jury: Žiga Brdnik (Casopis Večer, Film magazine Ekran, Dialogi), Magdalena Miedl (Salzburger Nachrichten, ORF.at), Alejandra Trelles (La Diaria, Brecha)

Zur Auswahl steht eine Reihe von Erst- und Zweitfilmen von Regisseur*innen.

Der FIPRESCI-Preis geht an:

(c) Viennale
GIRAFFE,  Anna Sofie Hartmann, D/DK 2019

Auszug aus der Jurybegründung:
Der FIPRESCI-Preis geht an einen Film, der auf sublime Weise von persönlicher und alltäglicher Geschichte erzählt. Durch eine Liebesgeschichte zwischen Ost und West, der Reiferen und dem Heranreifenden, verknüpft er geschickt – und so lebensnah, wie es nur geht – verschiedene Zeiten: die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Dies erfolgt durch zwei mächtige und gegensätzliche Metaphern menschlicher Fähigkeiten und natürlicher Schönheit – einen Tunnel und eine Giraffe. Der Preis geht an den Film GIRAFFE von Anna Sofie Hartmann

 

ERSTE BANK MehrWERT-FILMPREIS
Jury: Silvia Bohrn, Boris Manner, Jed Rapfogel

Die Erste Bank vergibt heuer zum neunten Mal den «Erste Bank MehrWERT-Filmpreis» unter den bei der Viennale 2019 präsentierten Filmen österreichischer FilmemacherInnen. Der Erste Bank MehrWERT-Filmpreis ermöglicht einen zweimonatigen Aufenthalt in New York verbunden mit einer Präsentation der Arbeiten des Preisträgers in New York. Die Realisierung des Erste Bank MehrWERT-Filmpreises findet in Zusammenarbeit mit der Viennale, dem Deutschen Haus at NYU und dem Anthology Film Archives statt.

Der MehrWERT-Filmpreis geht dieses Jahr ex aequo an:

(c) Viennale
SPACE DOGS, Elsa Kremser, Levin Peter, A/D 2019

Und

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L’AVENIR? DE F.V.G.?, Friedl vom Gröller, A/F 2018

Auszug aus den Jurybegründungen:

SPACE DOGS
SPACE DOGS ist ein origineller Hybrid, der dokumentarische, fiktive wie auch nicht-fiktive Elemente kombiniert. Die Geschichte von Laika, der Moskauer Straßenhündin, die als erstes Lebewesen von der Erde in den Weltraum geschickt wurde, gibt der Handlung einen märchenhaften Rahmen, - denn Laikas Geist sucht den Planeten bis heute heim.

SPACE DOGS wird damit auch zu einer Betrachtung über die historische Rolle, die Hunde und Affen bei der frühen Weltraumerforschung spielten. Eine zeitgenössische Studie - kombiniert mit außergewöhnlichem Archivmaterial - über die streunenden Hunde Moskaus, die Tag und Nacht in den Straßen unterwegs sind. Gefilmt wird aus Sicht der Tiere, nahe dem Boden, und damit werden die Zuseher philosophisch und real in die Perspektive der Hunde versetzt. Das Ergebnis ist eine Art Sinfonie der Stadt, in der diese durch die Augen ihrer tierischen Bewohner anders und fremd erscheint. SPACE DOGS ist ein tiefgreifender und unsentimentaler Film über Tiere, der sowohl Cinéma-vérité-Elemente als auch Science-Fiction-Fabulismus enthält. SPACE DOGS zeigt uns Bewohner einer Stadt, die übersehen, unterbewertet und ausgebeutet werden.

L’AVENIR? DE F.V.G.?
L’AVENIR? DE F.V.G.?,, einer der jüngsten Kurzfilme der produktiven Friedl vom Gröller, ist ein Werk, dessen Knappheit und Verspieltheit über den erstaunlichen Ideen- und Beziehungsreichtum und die formale Weite hinausreicht. Ein Porträt von zwei Personen – einer gehörlosen Frau und ihrer senegalesischen Freundin – und zwei Formen nicht gesprochener Sprache, die sich grundlegend voneinander unterscheiden und für die meisten Zuschauer vermutlich unverständlich sind: Gebärdensprache und das Wahrsagen mit Kaurimuscheln.

Unbekannte Bedeutungsformen und das Geheimnis der Magie der Wahrsagung bilden einen inspirierenden Kontrast zur alltäglichen Normalität des Sets: ein öffentlicher Waschsalon. Durch Struktur und Ausdruckskraft des Films erhalten die unterschiedlichen Sprachen der beiden Frauen eine filmische Entschlüsselung, die sie auch für die Unkundigen, verständlich macht.

 

 

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