KONETSCHNAJA OSTANOWKA

Der junge Jerken kehrt nach seinem Militärdienst in sein Aul [=Dorf] Aksuat, aus dem auch Regisseur Serik Aprymow stammt, zurück. Aksuat ist eine ärmliche Siedlung in der Steppe von Kasachstan. Die Menschen und die Umgebung, die ihm früher so vertraut waren, sieht er nun mit ganz anderen Augen. Er beginnt zu begreifen, dass seine Freunde und Verwandten sich nur für ihre kleinen Alltagssorgen interessieren und dass Passivität, Trägheit und Geistlosigkeit für sie zur Norm geworden sind. Jerken fasst den Entschluss, das Dorf seiner Kindheit für immer zu verlassen. Aprymow ist voller Liebe für seine Figuren, aber er zerstört mit diesem Film ein kasachisches Idealbild. Alle bedeutenden kasachischen Schriftsteller hätten, so der Regisseur, pathetisch ausgerufen: «Mein Aul! Das ist der Ursprung, das ist die Quelle des Mutes und der Weisheit, die Quelle aller Dinge.» Aprymow hat diese Meinung ignoriert und auch die unschönen Seiten des Lebens im Dorfe gezeigt. Dieser Film ist eine politische Entlarvung, ein Melodram, eine Tragödie. Man kann klar den Gedanken des Regisseurs erkennen: All diese Leute könnten auf eine andere Weise leben, schön und glücklich. Von Natur aus ist keiner von ihnen ein Verbrecher und Säufer, aber unter den Umständen, der Agonie eines totalitären Regimes, bleibt ihnen nur Trunksucht und moralischer Verfall. Regisseur Aprymow stammt selbst aus dem Städtchen Aksuat, und er besetzte die Rollen ausschließlich mit Laien - seinen Freunden, Verwandten und Nachbarn. Noch bevor der Film fertig gestellt war, erhielt das Studio erboste Anrufe von Bürgern des Ortes, die sich über das Bild beschwerten, das der Film von ihrem Leben zeichnete. (Forrest S. Ciesol, 1990)