V'14 FESTIVALINFO

BILANZ DER VIENNALE 2014

Mit der Galavorführung des Filmes TURIST von Ruben Östlund ging das Festival nach erstmalig 15 Tagen mit einem neuerlichen Publikumszuwachs zu Ende. Die Gesamtzahlen des Vorjahres in der Höhe von 97.400 erfuhren 2014 eine Steigerung auf 98.200. Dieser Zuwachs ist insofern bemerkenswert, als die Gesamtzahl der angebotenen Tickets geringer war als im Vorjahr. Und es galt das Kino am Schwarzenbergplatz nach vielen Jahren durch den neuen, kleineren Eric Pleskow Saal zu kompensieren. Neben den Besucherzahlen ist auch die Auslastung von 77,8% im Vorjahr auf 81,7% bei der Viennale 2014 gestiegen. Auch die Anzahl der ausverkauften Vorstellungen hat eine Steigerung von 116 auf 131 erfahren.
Die gemeinsam mit dem Filmmuseum veranstaltete Retrospektive John Ford kommt, hochgerechnet auf die Gesamtlänge des Programms auf etwa 5.000 BesucherInnen. Bei den Sonderprogrammen im Rahmen des diesjährigen Festivals überrascht, dass es gerade die ungewöhnlichen und riskanten waren, die den größten Zuspruch beim Publikum erreichen konnten. Dazu zählen REVOLUTIONEN IN 16MM, der FOKUS: TARIQ TEGUIA sowie das vom Filmarchiv kuratierte Programm zu Fritz Kortner. Zu den Highlights der diesjährigen Viennale zählte der Besuch des amerikanischen Regisseurs Abel Ferrara, der seinen neuen Film PASOLINI präsentierte, die Österreichpremieren einer Reihe von heimischen Produktionen, die Welturaufführungen von Arbeiten von James Benning, Jean-Marie Straub oder Klaus Wyborny, sowie die Anwesenheit des britischen Musikers Jarvis Cocker von der Kultband Pulp, der am letzten Festivaltag die beiden Filme THE BIG MELT und PULP: A FILM ABOUT LIFE, DEATH AND SUPERMARKETS persönlich vorstellte

V'14 Trailer

Manoel de Oliveira: CHAFARIZ DAS VIRTUDES

Der Viennale Trailer 2014, der 21. seit 1995, stammt vom portugiesischen Filmemacher Manoel de Oliveira.
Oliveira ist mit 105 Jahren nicht nur der wahrscheinlich älteste noch tätige Filmemacher, sondern auch einer der großen Meister in der Geschichte des Kinos.
Sein erster Film DOURO, FAINA FLUVIAL entstand im Jahr 1931, sein bisher letzter, der kurze O VELHO DO RESTELO in diesem Sommer. Dazwischen liegen 83 Jahre.

Der Trailer der Viennale 2014 verdankt sich der Einladung des Festivals an den Filmemacher. Er ist im Zusammenhang und während der Arbeit an seinem neuen 20 minütigen Film O VELHO DO RESTELO entstanden, der vor wenigen Wochen beim Filmfestival von Venedig seine Welturaufführung hatte. In diesem Film, einer freien Phantasie über Literatur, Geschichte und die Figur des Don Quijote, ist für einige Augenblicke ein wasserspeiender Brunnen zu sehen, eine Einstellung, die sich in einer Überblendung in Meereswellen auflöst, während aus dem Off die Stimme des Erzählers zu hören ist.

Für seinen Trailer hat Oliveira die gleiche Einstellung gewählt. Sie zeigt einen barocken Wandbrunnen in der portugiesischen Stadt Porto, der den Namen „Chafariz das Virtudes“ trägt, was soviel bedeutet wie „Der Brunnen der Tugenden“. Porto ist jene Stadt im Norden Portugals, in der Manoel de Oliveira geboren und aufgewachsen ist und die noch heute ein zentraler Bezugspunkt des Künstlers ist. Für den Film wurde der Brunnen, der seit vielen Jahren vertrocknet ist, wieder zum Leben erweckt.

Anders als in O VELHO DO RESTELO steht hier im Viennale-Trailer der Brunnen ganz für sich. Für die Dauer einer Minute in einer fixen Einstellung, begleitet vom Geräusch des fließenden Wassers.

„Es ist“, sagt Viennale-Direktor Hans Hurch, „ein reines Bild der vergehenden Zeit, des verrinnenden Lebens, der Gegenwart und des Unwiederbringlichen zugleich. Und es ist für mich der vielleicht einfachste und geheimnisvollste aller bisherigen Viennale-Trailer. Immer wieder muss ich beim Betrachten dieses seltsamen filmischen Haikus an das lange, reiche Leben jenes alten Mannes von Porto denken, der uns diesen Film geschenkt hat.“

MANOEL DE OLIVEIRA: CHAFARIZ DAS VIRTUDES
Portugal/Österreich 2014, 1 Minute
35mm/1:1,78/Farbe/kein Dialog

Kamera Renato Berta
Schnitt Valérie Loiseleux
Ton Henri Maikoff
Produktion Luís Urbano
Weltvertrieb sixpackfilm
Weltrechte Viennale

MANOEL DE OLIVEIRA
Geboren 1908 in Porto, gestorben 2015. In den Zwanziger Jahren Spitzensportler, Rennfahrer und Artist. Drehte seit den Dreißiger Jahren zahllose preisgekrönte Dokumentar- und Spielfilme und war der älteste aktive Filmemacher der Welt. Seine Filme wurden regelmäßig bei der Viennale präsentiert. Auswahl: DOURO, FAUNA FLUVIAL (1931), ANIKI-BÓBÓ (1942), FRANCISCA (1981). O MEU CASO (1986),
A DIVINA COMEDIA (1991), O CONVENTO (1995), VIAGEM AO PRINCIPIO DO MUNDO (1997), INQUIÉTUDE (1998), A CARTA (1999), CRISTÓVÃO COLOMBO – O ENIGMA (2007), O GEBO E ASOMBRA (2012), O VELHO DO RESTELO (2014).

V'14 Sujet

Konzept & Realisation: Rainer Dempf
© Viennale

V'14 GÄSTE

Abel Ferrara (PASOLINI) im Festivalzentrum | © Viennale/Ruth Ehrmann
Die Viennale konnte in diesem Jahr 150 RegisseurInnen und SchauspielerInnen in Wien willkommen heißen, die ihre Filme persönlich beim Festival präsentierten.
Zu ihnen zählten mitunter Tariq Teguia, dem eines der Fokus-Programme gewidmet war, Els van Riel, repräsentativ für das SPECIAL: REVOLUTIONEN IN 16MM sowie unter anderem Deborah Stratman und Dorit Margreiter, Regisseurinnen, deren Filme im SPEIAL: BROKEN SEQUENCE vertreten waren.
Bei der Eröffnung war Jessica Hausner (AMOUR FOU) mit ihrer Film-Crew anwesend.
Abel Ferrara beehrte das Publikum seiner jüngsten Produktion PASOLINI mit seiner Gegenwart.
PULP-Gitarrist Jarvis Cocker war am letzten Festivaltag zu Gast und präsentierte THE BIG MELT und PULP: A FILM ABOUT LIFE, DEATH AND SUPERMARKETS gleich persönlich.

Wiener Filmpreis

Im Jahr 2014 ging der WIENER FILMPREIS an:

Kategorie Spielfilm
MACONDO, Sudabeh Mortezai, A 2014

 

Kategorie Dokumentarfilm
WE COME AS FRIENDS, Hubert Sauper, F/A 2013

 

Jury: Andreas Beck, Arno Geiger, Philipp Hochmair, Eva Jantschitsch, Elke Siliva Krystufek

 

FIPRESCI PREIS

Im Jahr 2014 ging der FIPRESCI-PREIS an:

COURT, Chaitanya Tamhane, Indien/ 2014

 

Jury:  Demetrios Matheou (Sight and Sound - Großbritannien), Nil Kural (Milliyet – Türkei),
Hans Christian Leitich (ORF.AT- Österreich)

Standard Viennale Publikumspreis

Im Jahr 2014 geht der STANDARD VIENNALE PUBLIKUMSPREIS an:

BIRD PEOPLE, Pascale Ferran, F 2014

 

Jury: David Avazzadeh, Claudia Göstel, Barbara Heißler, Franz Schörkhuber, Arabella Strassner

V'14 Fotos

Hier sehen Sie eine kleine Auswahl der schönsten Fotos der Viennale 2014:
 

V'14 RAHMENPROGRAMM

Dritte Runde: Das Festivalzentrum war auch 2014 wieder in der alten Hauptpost

Diskussionen und musikalische Acts standen auch dieses Jahr wieder auf dem Programm in der Dominikanerbastei 11.

Malia Konzert im Viennale Festivalzentrum | © Viennale/Robert Newald
Zu Festivalbeginn war die Londoner Indie-Band MYSTERY JETS auf Besuch, ETEPETETE legte auf. Mit WOODS OF BIRNAM machte AMOUR FOU-Hauptdarsteller Christian Friedel auch als Musiker auf sich aufmerksam. KONEA RA war einer der in diesem Jahr so zahlreichen heimischen Acts. Unter den DJs waren z.B . Sebastian Schlachter, die FM4 DJs MAKOSSA und MEGABLAST, DJ CUTEX, Jonathan Toubin (NEW YORK NIGHT TRAIN) und VIHANNA vertreten. Für den Electro Sound zum Tanzen sorgten unter anderem Anna Leiser von BEBOP RODEO und B. FLEISCHMANN. HODA MOHAJERANI, G.RIZO und MALIA brachten Gesang von Rumi bis Soul vor. Manche Acts ließen wie KLUB MUTTI À GOGO z.B. die Grenzen zwischen Musik und Performance verschwimmen.

Michael Omasta (Falter, Synema), Haden Guest (Harvard Film Archive, Co-Kurator REVOLUTIONS IN 16MM), Silvia das Fadas (Filmemacherin), Philipp Fleischmann (Schule Friedl Kubelka, Filmemacher), Bernd Brehmer (Werkstattkino München, Underdox), Katja Wiederspahn (Viennale, Co-Kuratorin REVOLUTIONS IN 16MM) | © Viennale / Ruth Ehrmann
Mit WHY FAROCKI MATTERS fand ein Abend für den im Sommer 2014 verstorbenen Filmemacher und Medientheoretiker statt. Ein Gespräch zur Filmschau REVOLUTIONEN IN 16MM unter dem Titel BE SAND, NOT OIL, ein Einblick in das Schaffen von Gerhard Heinz, der über 130 Kinofilme vertonte sowie eine Diskussion zwischen Abel Ferrara (PASOLINI) und Alex Ross Perry (LISTEN UP PHILIP) waren ebenfalls im Rahmenprogramm inkludiert.