A ROOM FOR ROMEO BRASS

A Room For Romeo Brass ist sofort als Film von Shane Meadows erkennbar: anhand seines Schauplatzes (ein Wohnviertel in Nottingham), seiner Geschichte (einfach, lokal verankert, ohne Allegorien) und seines Stils (naturalistisch, sehr komisch, aber mit einem ernsthaften Kern). Der Film beobachtet zwei zwölfjährige Jungen, den schwarzen Romeo und den weißen Gavin, die seit Jahren Tür an Tür leben. Sie sind von ihren Familien entfremdet und treiben sich herum. Eines Tages geraten sie im Park in eine Schlägerei und werden von Morell, einem jungen Mann, gerettet. Er ist ein Einzelgänger, psychisch labil und mit einem gefährlichen Hang zur Gewalttätigkeit. Er freundet sich mit den beiden Jungen an, unter anderem auch, um an Romeos ältere Schwester Ladine heranzukommen. Romeo scheint eine neue Vaterfigur gefunden zu haben, aber diese neue Freundschaft gefährdet alles - vor allem seine Beziehung zu Gavin. In den sorgfältigen Porträts der kaputten Familien finden sich Anklänge an Ken Loach; mit Mike Eeigh teilen die Drehbuchautoren das Ohr für «gesprochene» Sprache. Zusätzlich sorgen die zum Teil improvisierten Darstellungen für Authentizität in einem Film, der bisweilen sehr warmherzig, dann wieder extrem verstörend ist. (Thomas Baxter)
Die Idee für den Film entstand, als ich meinen Großvater in den letzten Monaten seines Lebens besuchte und wir über meine Kindheit zu sprechen begannen. Ich schrieb gerade an einem Drehbuch für einen Genrefilm, um von den Filmen wegzukommen, die ich früher gemacht hatte. Aber ich erinnerte mich an die schöne und außergewöhnliche Freundschaft, die mich mit meinem späteren Co-Drehbuchautor Paul Fraser verband. Als ich mir jedoch ins Gedächtnis zurückzurufen versuchte, wie ich die Welt als Kind gesehen hatte, fiel mir auf, wie viel davon ich vergessen hatte. (Shane Meadows)