KIKUJIRO NO NATSU

Kikujiro spannt einen neunjährigen Jungen und einen großmäuligen Misanthropen zum odd couple zusammen, Masao will zu seiner Mutter, die ihn von der Großmutter aufziehen läßt, und Kikujiro begleitet ihn auf einem Road Movie durch Japan. Der Junge trabt hinter Kikujiro her, der mit seinem watschelnden Gang und seiner notorisch unbewegten Mimik signalisiert, daß er alles sehr lästig findet. Sie machen lustige und unangenehme Bekanntschaften, das Geld geht ihnen aus, beim Trampen sind sie nur mäßig erfolgreich, und Kikujiro bekommt Prügel wegen seiner dauernden Pöbeleien, Kitano erzählt diese Geschichte, wie man ein Fotoalbum aufblättert: Polaroids, die sich in Bewegung setzen, markieren die Kapitel. Es ist der Blick zurück auf einen Sommer, den die beiden nie vergessen werden. Die Anflüge von Kitsch unterläuft der Film durch winzige Gesten: hier ein abrupter Schnitt, dort eine ironische Brechung, bis zum Schlußpunkt, wenn der Junge seinen Begleiter zum Abschied fragt: "Wie heißt du eigentlich, Onkel?" Und wie jede gute Komödie gibt auch diese immer wieder den Blick in einen Abgrund von Traurigkeit frei. (Peter Körte)
Von den defekten Gangstern, mit denen Kitano seine Filme bisher bevölkerte, ist hier kaum etwas zu sehen. Wie ein grantiger Schutzengel begleitet der Star einen kleinen Jungen, der seine weit entfernte Mutter besuchen möchte. Irgendwann versandet der
Film aufs Zauberhafteste am Meeresufer, an dem das Kind, sein Begleiter und andere Gestrandete spielen, wie im Erzählkino nur selten gespielt wird. Ohne Ziel und Zweck, ins Himmelblaue hinein, was ganz einzigartig wertlose, nein, wertfreie Bilder ergibt.
Jemand hat gesagt, er könne dies nur als Kinderfilm akzeptieren - eigentlich ein Kompliment für Kitano, der hier bewußt keine "reife" Arbeit vorgelegt hat. (Claus Philipp)