GUNRO NO KEIFU - ANDOGUMI GAIDEN

An jenem Tag, als man Hisashi Komoro, einen Kobun mittleren Ranges im Dienste der Akita-Familie, nach vierzehn Jahren Haft wieder ins Leben entlässt, wird sein Oyabun Tonomura von einem Mitglied der Kamata-Familie ermordet. Offensichtlich bahnt sich ein entscheidender Yakuza-Krieg an. Das weiß Komoro, ansonsten hat er jeglichen Kontakt zur gesellschaftlichen Realität verloren. Die Yakuza-Syndikate sind mittlerweile zu veritablen Konzernen geworden, die ihre Hauptbüros im besten Stadtteil Tokyo haben; es wird auch nur noch selten um Einflussbereiche gekämpft. Man verhandelt und man fusioniert; das große Geld wird nicht mehr mit Schutzgelderpressung, Wucherei, illegalem Glücksspiel und Prostitution gemacht, sondern mit Drogenhandel. Yakuza zu sein, ist eine Art gewaltgesättigter Lifestyle für Versager, testosteronstrotzende Jungs und für allerlei wenig brillante Geister geworden. Das hat nur wenig mit Komoros Erinnerungen an "seine" Welt zu tun, wo das Maß aller Dinge die Ehre und die Erfüllung seines jingi (= Verpflichtung) war. Hisashi Komoro muss nun in dieser neuen Welt zurechtkommen - oder wider die Zeit seinem strengen Ehrenkodex folgen. Eiichi Kudo ist ein außerhalb seines Landes kaum bekannter Meister des japanischen Kinos der 60er Jahre. Gunro no keif u ist ein Alterswerk, wie es im Buche steht: klassisch, weise, aufs Wesentliche reduziert. Die Geschichte wird langsam, ohne unnötige Schlenker ausgebreitet. Geschnitten wird innerhalb der einzelnen Szenen kaum. Jede Szene ist absolut vollkommen im Raum organisiert, häufig reicht eine starre Einstellung für eine ganze Szene. Diese Ästhetik des starren Blicks ist eine Frage der Notwendigkeit und der Präzision. Kudos Bilder sind dabei stets sehr dicht komponiert, sämtliche Bewegungen im Raum auf eine unaufdringliche Weise perfekt choreographiert. Es ist eine Ästhetik der Trauer und des Vergehens, passend zu einem Menschen, der seine Welt verschwinden sieht und versucht, seine Würde in diesem Chaos aufrechtzuerhalten, seiner tradierten Lebensweise zu folgen. (Olaf Möller)