BRATAN

Zwei Brüder verlassen ihre Heimatstadt, um ihren Vater, einen Arzt, zu suchen, der in einem Sanatorium in einer fernen Stadt arbeitet. Mit einem schäbigen Frachtzug fahren sie durch die beeindruckend kahle Landschaft Tadschikistans. Doch ihre Hoffnungen auf ein besseres Leben erfüllen sich nicht. Der siebzehnjährige Faruch, der den siebenjährigen Asamat beim Vater zurücklassen wollte, überlegt es sich anders, und gemeinsam setzen sie die Reise fort. Dieser Debütfilm ist in vieler Hinsicht bemerkenswert. Es ist die Schilderung der wunderbaren Beziehung zwischen den beiden Brüdern vor dem Hintergrund der bislang unerforschten, zauberhaften Landschaft Tadschikistans, die den Film zu einem unvergesslichen Ereignis macht. In Bratan präsentieren sich der Humor, die Melancholie und die Magie der postsowjetischen Welt und ihrer verlorenen Generation mit liebenswertem Sanfmut und unterhaltsamem Elan. (Dimitri Eipides) Die Zugfahrt durch die tadschikische Steppe, die kleinen Epsioden mit anderen Reisenden und Leuten an den Haltestellen stehen im Mittelpunkt des Films, der bei Festivals zu Recht mit Preisen überhäuft wurde. Aus einem zunächst dünnen, vom Regisseur und einem seiner Freunde verfassten Drehbuch ist durch Improvisation auf dem Set ein kleines filmisches Juwel geworden. Da hat jemand mit viel Intuition gearbeitet, das sieht man in jeder Einstellung. Mit Tarkowskij wurde der Regisseur mehrmals verglichen, ein Vergleich, der zumindest auf einem Bein ganz böse hinkt. Sicher, spröde inszeniert Chudojnasarow, einfach und still und mit erstaunlicher Sicherheit. Doch gehen ihm die Tarkowskij eigene melancholische Schwermut, die existenzielle Seelenspiegelei und Todessehnsucht ab. Vielmehr ist Brother getragen von einer Leichtigkeit und tiefen Lebenslust. (Judith Waldner, 1992)