AMERICAN MOVIE

Man braucht ein ganzes Dorf, um einen Film zu machen, aber wenn dieses Dorf nicht Hollywood, Kalifornien, sondern Menominee Falls, Wisconsin, heißt, dann sind die Resultate komisch, manchmal erniedrigend und manchmal lebensgefährlich. Regisseur Chris Smith unternimmt in American Movie eine einsichtsvolle, ehrliche Erforschung archetypischen Low-Budget-Filmemachens. Der Film umfaßt zwei Jahre und ist eine Geschichte von Ehrgeiz, Obsession und vom Streben eines Mannes, den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Inspiriert von Filmen wie Night of the Living Dead und The Texas Chain Saw Massacre macht Mark Borchardt Filme, seit er ein Teenager war. Er hat die Leidenschaft und den Antrieb, den man braucht; leider leidet er unter chronischem Geldmangel. In einer wagemutigen Hinwendung zum Busineßdenken entschließt er sich, seinen Kurzfilm Coven fertigzustellen und zu verkaufen, um damit sein Traumprojekt zu finanzieren, einen Film namens Northwestern. Smith leistet Außergewöhnliches, indem er sich mit extremer Sorgfalt in Marks Welt bewegt, ohne mit dessen nicht immer ganz nachvollziehbaren filmischen Techniken zu kollidieren. Er zeigt Mark, wie er seine schwer beschäftigte Mutter dazu überredet, eine Statistenrolle anzunehmen, weil sonst niemand auftaucht, wie er mit seinem Onkel, den er zum "Executive Producer" ernennt, zur Bank fährt und wie er eine Reise zum Filmfestival in Toronto unternimmt, um Geld aufzutreiben - leider an jenem Tag, an dem alle anderen schon abreisen. Es dürfte für Mark schwierig werden, je den Erfolg zu haben, den er ersehnt, aber zusammen mit seiner lokalen Filmgemeinde (das heißt, seiner Familie und seinen Freunden) verkörpert er so etwas wie das Herz des unabhängigen amerikanischen Filmemachens. (Mary Kerr)