V'01 FESTIVALINFO

In 12 Tagen sahen 68.100 BesucherInnen 210 Filme...

HAUPTPROGRAMM
Von 220 Vorstellungen waren 64 absolut ausverkauft, manche davon schon in den ersten Tagen des Vorverkaufs, was für das Festival erfreulich, für die ZuschauerInnen aber mitunter frustrierend gewesen sein mag – für die meisten, nämlich 70% der Filme - gab es aber bis zum Schluss Tickets.

Viele der Publikumsfavoriten waren weniger erwartbar und dafür umso erfreulicher, wie etwa die große Neugier auf aktuellen Filmen des „world cinema“ von Sri Lanka bis Uruguay wie auf historische Raritäten aus den (Film-)Archiven. Außergewöhnlich groß war auch das Interesse an Dokumentarfilmen, auch den unkonventionellsten wie Jonas Mekas‘ vierstündiges Home-Movie oder Frederick Wisemans Studie zur Domestic Violence, erfreulich auch das an experimentellen Kurzfilmen wie mehrstündigen Kino-Epen. TRIBUTES UND SPECIAL PROGRAMS

Neben dem umfangreichen Hauptprogramm neuer Filme fanden die beiden Tributes, die der Schauspielerin Fay Wray und dem Dokumentarfilmer Peter Nestler gewidmet waren, ungewöhnliche Beachtung.
Die verschiedenen Special Programs des Festivals hatten ebenfalls eine große Resonanz: die erste internationale Präsentation der Filme des jungen Regisseurs Alain Guiraudie, die Lesung aus dem neuen Buch Film und Verhängnis von Ilse Aichinger, die Vorstellung des innovativen französischen Medienzentrum Le Fresnoy.

RETROSPEKTIVE - Aus dem Herzen der Welt

Mit dieser Filmschau machte die Viennale den Versuch einer aktuellen filmischen Bestandsaufnahme, einer kinematografischen Landvermessung der zentralasiatischen Republiken Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisistan, Usbekistan und Turkmenistan.

 

V'01 Trailer

JONAS MEKAS: WIEN & MOZART, ELVIS

WIEN & MOZART

Am 19. Juli 1944 bestiegen mein Bruder Adolfas und ich einen Zug, der uns nach Wien bringen sollte. Statt dessen landeten wir in einem Arbeitslager in der Nähe Hamburgs. 1971, nach 27 Jahren im Exil, erlaubten mir die Sowjets, meine Mutter in Litauen wiederzusehen. Nachdem ich sie besucht hatte, beschloss ich, nach Wien zu fahren. Das war ein sehr wichtiger Augenblick in meinem Leben, als ich endlich in Wien ankam. Dort traf ich meine neuen Freunde Peter Kubelka, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer. Auf dieser Reise, im August 1971, drehte ich dieses Material. Ich habe es behalten, wartete auf den richtigen Zeitpunkt, um es zu veröffentlichen. Ich habe mit meinen Filmen keine Eile. Dann kam eine Nachricht von Hans Hurch: Können Sie uns einen Trailer schicken? Da dachte ich, jetzt kann ich endlich meinen Wien-Film zeigen. Es ist mein Liebeslied an Wien. Ich habe Strauß dafür verwendet, weil das Musik ist, die jeder kennt. Man kann sie ignorieren, wenn man will, denn dieser kleine Film braucht eigentlich keine Musik, keinen Ton. Und, ah, ich erinnere mich noch immer an den Wein, den wir hinter diesem Hügel getrunken haben. (Jonas Mekas)

JONAS MEKAS: WIEN & MOZART
USA/A 2001, 1 Minute
35mm/1:1,66/Farbe

Konzept und Realisation Jonas Mekas
Produktion und Weltvertrieb Viennale, Siebensterngasse 2, 1070 Wien, T +43 1 526 59 47, office@viennale.at

ELVIS

Ich hatte Glück, dass ich das Abschlusskonzert von Elvis im Madison Square Garden im Juni 1972 besuchen konnte. Normalerweise darf man keine Kameras zu den Konzerten mitbringen. Aber das Publikum und die ganze Veranstaltung waren so wild, dass niemand auf mich achtete. Über die Jahre schaute ich das Material immer wieder an. Und dann rief die Viennale an. Sofort dachte ich an mein Elvis-Material. Das einzige Problem war, dass ich nicht wusste, womit ich es akustisch unterlegen sollte. Ich versuchte alles und war nahe daran, aufzugeben. Da hörte ich zufällig einen Wiener Walzer im Radio. Das war es! Elvis und Strauß, was könnte besser sein als das? Oder lustiger? (Jonas Mekas)

JONAS MEKAS: ELVIS
USA/A 2001, 1 Minute
35mm/1:1,37/Farbe

Konzept und Realisation Jonas Mekas
Produktion und Weltvertrieb Viennale, Siebensterngasse 2, 1070 Wien,
T +43 1 526 59 47, office@viennale.at

JONAS MEKAS
Geboren 1922 in Seminiskiai, Litauen. Lebt seit 1949 in den USA. 1970 Mitbegründer des Anthology Film Archive in New York. Filme seit 1949, u.a. DIARIES, NOTES AND SKETCHES (1976), REMINISCENCES FROM A JOURNEY TO LITHUANIA (1971), HE STANDS IN A DESERT COUNTING THE SECONDS OF HIS LIFE (1985), SELF PORTRAIT (1990), BIRTH OF A NATION (1997), THIS SIDE OF PARADISE (1999), GIMME SOME TRUTH: THE MAKING OF JOHN LENNON’S IMAGINE ALBUM (2000), AS I WAS MOVING AHEAD OCCASIONALLY I SAW BRIEF GLIMPSES OF BEAUTY (2000), A LETTER FROM GREENPOINT (2005), 42 ONE DREAM RUSH (2009), WTC HAIKUS (2010), SLEEPLESS NIGHTS STORIES (2011) , CORRESPONDENCIA JONAS MEKAS / J.L. GUERIN
(2011).

V'01 SUJET

Viennale

Konzept und Realisation: Rainer Dempf
© Viennale
 

 

V'01 GÄSTE

Insgesamt waren 79 Gäste zu 52 Filmen anwesend, darunter die beiden Tribute-Gäste Fay Wray und Peter Nestler, und der Fotograf Hiroshi Sugimoto.

CHARLOTTE RAMPLING
Die Britin spielte in Filmen von Richard Lester (THE KNACK), Luchino Visconti (LA CADUTA DEGLI DEI), Liliana Cavani (THE NIGHT PORTER übrigens auch ein Film, der in Wien gedreht wurde) und wurde dadurch zum Star. In Wien präsentierte sie – gemeinsam mit dem Regisseur François Ozon – den Film SOUS LE SABLE (Unter dem Sand), die Geschichte einer Frau, die den Tod ihres Mannes nicht verwinden kann und in eine Scheinwelt flüchtet. Nach der Premiere des Films gab es ein Publikumsgespräch im natürlich bestens besuchten Viennale Zelt.

JONAS MEKAS
Der legendäre amerikanische Avantgarde-Filmemacher und Gründer des Anthology Film Archive Jonas Mekas war Gast der Viennale, für die er auch die beiden wunderbaren Trailer des diesjährigen Festivals gemacht hatte.
FAY WRAY

Der Ehrengast der Viennale 2001 war die Stummfilmdiva und Hollywood-Legende Fay Wray. Neben der Präsentation von THE WEDDING MARCH und der unsterblichen Romanze KING KONG war Fay Wray – soweit es ihre Gesundheit erlaubte – in Wien unterwegs, um all die Schauplätze aus Stroheims Film kennenzulernen.

 

 

WIENER FILMPREIS

Im Jahr 2001 ging der Wiener Filmpreis an:

IN THE MIRROR OF MAYA DEREN
Martina Kudlacek, A/CH/D 2001

LOVELY RITA 
Jessica Hausner, A 2001

Jury: Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Christine Gaigg, Christoph Huber, Bettina Leidl, Brigitte Weich

FIPRESCI PREIS

Im Jahr 2001 ging der FIPRESCI Preis an:

L'EMPLOI DU TEMPS
Laurent Cantet, F 2001

Besondere Erwähnung:
LOVELY RITA
Jessica Hausner, A 2001

Jury: Jan Aghed (Schweden, Sydsvenska Dagbladet, Jurypräsident), Susanna Harutyunyan, (Armenien, Republica Armenia), Sylvain Garel (Frankreich, Rasl’Front, Le Courrier), Nina Tsyrkun, (Russland, Iskusstvo Kino), Karin Schiefer (Österreich, Austrian Film News)

V'01 FOTOS

Sehen Sie hier eine Auswahl der schönsten Gäste- und Festivalfotos der Viennale 2001.

V'01 RAHMENPROGRAMM

Fay Wray, Viennale 2001
FILMGALA VON THE WEDDING MARCH
Das vielleicht bewegendste und auch ein historisches Ereignis war 2001 die Aufführung von Erich von Stroheims THE WEDDING MARCH (1928) im Gartenbau: Der 94-jährigen Schauspielerin Fay Wray, die nach eigenen Worten beim damaligen Dreh immer von Wien geträumt hatte, wurde ein ungewöhnlich herzlicher Empfang bereitet. Auch das ist Cinephilie: Geschichte (des Kinos) als kontinuierlich in die Gegenwart weiterwirkende Kraft wahrzunehmen (Claus Philipp, Der Standard)
  LECTURE VON HARTMUT BITOMSKY
Zur Erinnerung und zum Gedenken an den großen Filmemacher Johan van der Keuken präsentierte die Viennale van der Keukens Nord-Süd Triologie aus den frühen Siebzigerjahren, bestehend aus den Filmen DAGBOEK (1972), HET WITTE KASTEEL (1973) und DE NIEUWE IJSTIJD (1974), Filme, in denen sich der Dokumentarist analytisch-sinnlich mit der konkreten politischen, sozialen und ökonomischen Situation im Verhältnis der "dritten" zur sogenannten "ersten" Welt auseinandersetzte. Der deutsche Filmemacher und Kritiker Hartmut Bitomsky hielt auf Einladung der Viennale eine Lecture über die Arbeit von Johan van der Keuken.


BUCHPRÄSENTATION VON ILSE AICHINGER
Als die Schriftstellerin Ilse Aichinger während der Viennale 2000 von der Kulturredaktion des Standard eingeladen wurde, blitzlichtartige Beiträge zum Programm des Festivals zu verfassen, antwortete die Autorin mit einem wunderbaren, immer wieder überraschenden täglichen Kinojournal. In ihrer neugierigen, unvoreingenommenen Annährerung an die unterschiedlichsten Filme war der passionierten Kinogeherin eine Form gelungen, die fortan "Journal des Verschwindens" hieß und seitdem in der Zeitung eine Fortsetzung fand.

Diese gesammelten Beiträge erschienen als Buch im Verlag S. Fischer unter dem Titel "Film und Verhängnis. Blitzlichter auf ein Leben", das in Kooperation mit dem "Standard" präsentiert wurde.