SUE

Sue ist Mitte dreißig. Sie kam irgendwann nach New York und treibt durch diese Stadt mit der somnambulen Ausstrahlung eines Menschen, der keiner Fliege etwas zuleide tut und sich kaum kämpferisch gegen sein Schicksal auflehnen würde. Gutaussehend, sexy, "educated", sucht sie Jobs, Freundinnen und Liebhaber. All das findet sie vorübergehend - dann kommt es ihr wieder abhanden. Während sie wie in Trance durch die Stadt zieht, immer wieder kurze, flüchtige Berührungen herstellend, geht ihr der Kontakt zur Außenwelt immer mehr verloren. Zunächst scheint es allerdings bergauf zu gehen: Sie findet statt eines Liebhabers völlig ungläubig die Liebe, und sie ergattert, nach vielen Versuchen, einen Job. Nicht ohne Komik werden typische Begegnungen und Lebensläufe in einer Metropole wie New York vorgestellt. Im Verlauf des Films blickt man nicht nur in einige Mechanismen am Grunde dieses Schmelztiegels, sondern auch in eine überdurchschnittlich sensible Seele und deren Fähigkeit, aus schierer Noblesse zugrundezugehen. Amos Kollek beschreibt die Misere, die der Film ausstellt, als zu gleichen Teilen von der Stadt und von der Persönlichkeit der Protagonistin verursacht. (Simone Mahrenholz)

Leider funktioniert die menschliche Kommunikation nach ziemlich festgelegten Regeln, und "am liebsten über Sex zu kommunizieren", wie Sue es einmal ausdrückt, ist da nicht unbedingt die beste Lösung: Je wahlloser und spontaner Sue ihre Kontakte knüpft, desto stärker verirrt sie sich in Einsamkeit und Verzweiflung. Und so sehr sich die Gespräche und Szenen in Bars, Coffee-Shops und Waschsalons, auf den New Yorker Straßen und in Sues Wohnung wiederholen, so zwangsläufig der Ablauf des Geschehens ist: Sues Schicksal hält bis zum Ende in Bann. (Gerrit Bartels)