SOMMER '04 AN DER SCHLEI

Sommer 2004. Die 40-jährige Miriam verbringt zusammen mit ihrem Lebensgefährten André, ihrem Sohn Nils und dessen 12-jähriger Freundin Livia die Ferien in Norddeutschland. Livia macht beim Segeln die Bekanntschaft des 38-jährigen Bill, und Miriam beobachtet besorgt, dass sich zwischen dem Mädchen und dem erwachsenen Mann ein Verhältnis anzubahnen scheint. Sie ist der Meinung eingreifen zu müssen - und beginnt in der Folge selbst eine Affäre mit ihm. Bald kann Miriam nicht mehr zwischen Verantwortlichkeit und Eifersucht unterscheiden: Bei dem Versuch, ein erneutes Treffen zwischen Livia und Bill zu verhindern, verschuldet sie ein schwerwiegendes Unglück. Krohmer erzählt fast nie aus der Perspektive der Heranwachsenden, sondern interessiert sich vor allem für das Verhalten seiner erwachsenen Protagonistin angesichts einer Situation, über die sie zunehmend die Kontrolle verliert. Denn mit fast schon unheimlicher Souveränität zieht sich die 12-jährige Livia zurück, sobald sie ihre Niederlage eingesehen hat. Bei Krohmer ist die Jugend den Erwachsenen um Meilen moralisch überlegen, gefeit gegen Eifersucht und Kleingeistigkeit. Nur nimmt es mit dieser Überlegenheit kein gutes Ende, weil die Erwachsenen das Glück der anderen nicht ertragen können und sich zu rächen wissen. (Martin Rosefeldt) Sommer '04 an der Schlei , das klingt wie ein Eintrag in einem Familien-Fotoalbum, aber am Ende dieses Films wird es die Familie, die zum Urlaub in ihr Ferienhaus nach Schleswig-Holstein fuhr, nicht mehr geben. Krohmers Film ist nicht perfekt, aber er zeigt ein großes Gespür für Atmosphäre, für die Stimmung eines Sommer, der alles über den Haufen wirft. (Rudolf Worschech)