SANDRINE A PARIS

Sandrine, eine junge Nordafrikanerin aus Rouen, einzelgängerisch und selbstbestimmt, wird von ihrer Familie zurückgewiesen. Sie beschließt, den Zug nach Paris zu nehmen und sich dort dem Leben zu stellen. Vor die Alternative zwischen Drogen und Prostitution gestellt, entscheidet sie sich für die dritte Möglichkeit: Sie beginnt als Taschendiebin zu arbeiten. Sie erzählt über ihr früheres Leben und über Paris, wo sie die harte Zeit ihrer Jugend vergessen will. Sie spricht über Strategien, wie sie das Mißtrauen von Passanten und U-Bahn-Passagieren einschläfert. Die Polizei, immer im Kampf gegen diese Art von Kleinkriminalität, führt uns auf das Terrain jener, die vom Taschendiebstahl leben. Es ist wie ein Räuber-und-Gendarm-Spiel zwischen Taschendieben und Polizisten. Sandrine landet mehrere Male im Gefängnis. Immer wieder schafft sie es, ihr Leben neu zu organisieren. Fröhlich, intelligent und ausdrucksstark, ist Sandrine das Symbol einer vernachlässigten Jugend, ohne Leitbild, ohne moralische Erziehung und daher auch oft ohne Ziel. Sie begegnet auf ihren Wegen vor allem desinteressierten Erwachsenen. Manchmal, aber das ist die  Ausnahme, läßt eine gute Seele sie übernachten und kümmert sich um sie, aber das nur für kurze Zeit. Dieses mutige und subtile Porträt zeigt uns mit erschreckender Klarheit eine junge Frau, die am Rande der Gesellschaft lebt. (Catherine Schapira)
Sólveig Anspach, die schon einmal, 1989, den Kurzfilm La Tire mit demselben Mädchen gedreht hatte, überzeugt in Sandrine a Paris vor allem mit ihrem offenen, neugierigen und doch warmherzigen Blick auf ein menschliches "Schicksal", das den meisten von uns sehr fremd ist. Wie schnell man aus dem sogenannten "normalen" Leben kippen kann, wenn man allein ist, und wie schwer der Weg zurück ist, das beweist dieser Dokumentarfilm aufs Eindrucksvollste. (Bernard Simond)