Proletarisches Kino

PROLETARISCHES KINO: PROGRAMM 3 - DER WILLE DES VOLKES

106 min
V'07

Proletarische Identität zeigt sich im Selbstverständnis der Masse. Aufnahmen von ihr machen einen bedeutenden Teil der linken Filmkultur in Österreich aus. Dabei geht es nicht nur um die Bestärkung symbolischer Werte, wie Machtdemonstration gegenüber dem politischen Gegner oder Schließung der Reihen nach innen. Die Masse wird auch als Souverän einer historischen Bewegung verstanden, der in der Geschichte der Klassenkämpfe das letzte Wort haben wird. Die Masse wird zur Quelle des Forschritts und des Werts. Der «Wille des Volkes» legt Schlaglichter auf die Darstellung und das Selbstverständnis von österreichischen Massen zwischen 1913 und 1929. Die zeitlichen Klammern des Programms geben auch ideologische Richtungen vor. 1913, in Wien: Das Leichenbegängnis des Reichtagsabgeordneten Franz Schuhmeier erlebt sich die sozialdemokratische Masse in Wien erstmals als gut organistisierte, zukunftsfähige, eigenständige emanzipative Kraft. 1929 bei der Anschluss-Kundgebung im Ebert-Hof werden die engen Beziehungen zwischen deutschen und österreichischen Linken unterstrichen und der Anschlusswunsch führender Sozialdemokraten an das Deutschland der Weimarer Republik betont. Historisch dazwischen liegt u.a. der 12. November 1918 und die Ausrufung der Republik . Der deutschnationale Präsident der provisorischen Nationalversammlung gibt von der Rampe des Parlaments aus den Gesetzesbeschluss über die Staats- und Regierungsform von Deutschösterreich bekannt - die Republik Deutschösterreich wird ausgerufen. Auf dem Ring haben sich mehrere zehntausend Menschen versammelt. Den zu den Fahnenmasten eilenden Parlamentsdienern werden die rotweißroten Fahnen von Rotgardisten entrissen und nach Herausreißen des weißen Teiles als rote Fahne gehisst. Anschließende Tumulte mit Schießereien fordern zwei Tote und 40 Verletzte und überschatten die Geburtsstunde der Republik. Im Herbst 1923 schmäht der Trickfilm Seipel's Sanierung das «Sparprogramm des Christlichsozialen Bundeskanzlers Ignaz Seipel, zu dem sich die Republik im Zuge einer Völkerbundanleihe verpflichtete. Stellenabbau und drastische Erhöhungen von Massensteuern waren die Folge. Der Film lässt Seipel im Priestergewande (in Betonung seiner untragbaren Funktion als Spitzenpolitiker und Geistlicher) vor Industrie, Kirche und Ausland zu Kreuze kriechen, während der 'kleine Mann' umfassende Teuerungen zu dulden hat. Zuletzt die Empfehlung zur Wahl: Fort mit ihm! Highlight des Films ist seine selbstreflexive Animation, auffallend ist, dass auch die Wahlwerbung von links es sich nicht nehmen lässt, die Antisemitismus-Karte über die Karikatur eines 'Geldjuden' auszuspielen.» (Michael Loebenstein) 1924 findet die Kundgebung der Wiener Arbeiterschaft zum 60. Jubeltag der sozialistischen Internationale statt. Am 28. September 1864 war in London die IAA Internationale Arbeiter Association gegründet worden. Karl Marx war damals Präsidiumsmitglied. Der Film dokumentiert das Ritual der Fahnenweihe, die Begrüßung der Festgäste, den Aufmarsch der Turner, die Granden der Partei und deren Ansprache, die feiernden Massen.

Ausrufung der Republik in Wien (Ö 1918), Die Proklamierung der Republik «Deutsch-Österreich» (Ö 1918), Deutsch-Österreich ist und bleibt Republik! (Ö 1919), Bilder vom sozialdemokratischen Parteitag in Wien 1927 (Ö 1927), Sovkino Journal Nr. 38/96 (UdSSR 1927), Seipel’s Sanierung. Ein trauriges Märchen der Wirklichkeit (Ö 1923), Wo sich das Rathaus die Steuern holt (UdSSR 1923), Wien: Das Leichenbegängnis des Reichtagsabgeordneten Franz Schuhmeier (Ö 1913), Massenaufmarsch der Wiener Arbeiter zu Ehren des internationalen Gewerkschaftskongresses (Ö 1924), Kundgebung der Wiener Arbeiterschaft zum 60. Jubeltag der sozialistischen Internationale (Ö 1924), Fahnenenthüllung des republikanischen Schutzbundes Hallein (Ö 1926), Die österreichische Anschlussbewegung (Ö 1925), Rhein-Donau. Überparteiliche Kundgebung für den Anschluss in Wien (Ö 1926), Anschluss-Kundgebung im Ebert-Hof (Ö 1929)

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