THE MANCHURIAN CANDIDATE (J. FRANKENHEIMER)

The Manchurian Candidate ist ein faszinierendes Beispiel der tiefreichenden amerikanischen Verunsicherung und Paranoia der Nachkriegszeit, der imaginierten Bedrohung durch den Kommunismus, der Rhetorik des Kalten Krieges und aller erdenklichen Verschwörungsphantasien. Umso weniger ist es verwunderlich, dass Frankenheimers düsteres Albtraumkino für Jahre in den Tresoren Hollywoods verschwand. Ob der Film tatsächlich jenem Mythos gerecht wird, ist jetzt an einer neuen, restaurierten Kopie zu überprüfen. Im Korea-Krieg wird 1952 eine amerikanische Militärpatrouille von feindlichen Streitkräften überwältigt. Nach ihrer Rückkehr in die USA leiden die Männer unter Albträumen, die kein Psychiater zu beseitigen weiß. Für Captain Marco verdichtet sich der Verdacht, dass Patrouillenführer Raymond Shaw einer Gehirnwäsche unterzogen worden ist: Man braucht Shaw bloß eine bestimmte Spielkarte zu zeigen, und er verwandelt sich augenblicklich in eine Marionette, die alles tut, was ihr befohlen wird. Was übrig bleibt von The Manchurian Candidate sind Medienbilder, die eine ganz andere Geschichte als die des Films erzählen. TV-Kameras sind bereits in der Ankunftsszene am Flughafen allgegenwärtig; Fernsehmonitore in Wohnungen oder auf der Pressekonferenz, die Senator Iselin dazu nützt, sich in Szene zu setzen. The Manchurian Candidate entstand zudem unter dem Eindruck des Kennedy-Wahlkampfs dem ersten, in dem die Kandidaten in TV-Konfrontationen aufeinander trafen. Der Film endet mit der Ermordung eines Vize-Präsidentschaftskandidaten, nur ein Jahr später sollte Kennedy in Dallas erschossen werden. (Dominik Kamalzadeh)