Spielfilme

KISS ME, STUPID

KÜSS MICH, DUMMKOPF
Billy Wilder
USA 1964
126 min
V'98

Home, Sweet Home. Eine von Wilders und Diamonds grimmigsten Satiren, die sich 1964 annähernd ganz Amerika zum Feind macht - zumindest jenen Teil, der noch gesund, ehrbar und amerikanisch ist, Um erfolgreich zu sein, funktioniert der Tüchtige auf dem Weg nach oben sein Haus in ein Bordell und seine Frau in eine Hure um. Die Moral des Films ist kurz, verletzend wie ein Stachel, wortwörtlich gemeint und durch und durch unmoralisch. Ort der Handlung: ein Wüstennest, das auf den euphemistischen Namen Climax hört. Die Bilder sind schwarzweiß, schwarz wie die banalen Abgründe, weiß wie die banalen Fassaden der friends and neighbours in Climax, Nevada, wo Orville J. Spooner, Musiklehrer und Komponist ohne Fortune, seine Frau eine Nacht lang an den versoffenen Star-Crooner Dino verhökert, um endlich einen seiner Songs zu lancieren. Dino ist Dino Crocetti alias Dean Martin (wer sonst?), die Ehefrau eine Nutte, die nur die Ehefrau spielt, während diese eine Nacht als Nutte genießt. Die Lehre aus den souverän und vergnüglich vorangetriebenen Verdunkelungen des Plots ist sonnenklar: Erfolg ist auf Lüge gebaut, Ehebruch macht sich bezahlt! Dass solch ein Film sich nicht bezahlt mache, dafür tragen 1964 The Legion of Decency und Frauenvereine Sorge. US-Stadt um US-Stadt vermeldet mit Stolz, von Kiss Me, Stupid befreit zu sein, (Hans-Peter Hofmann)

Das Finanzielle und das Sexuelle sind zentral sowohl für Orvilles Selbstbild und den Film im allgemeinen. So beginnt der Film in Las Vegas mit einer Show in einem Restaurant. Dino singt That You Should Care for Me, flankiert von zwei Reihen statuenhafter, knapp bekleideter Mädchen, die alle einen ziemlich gelangweilten und mechanischen Ausdruck haben; das bewirkt, dass der Text des Liedes, in dem es um eine Vision von romantischer Ekstase und Erfüllung geht, in diesem Nachtclub-Kontext lächerlich wirken. Darüber hinaus unterläuft Dino den Text immer wieder, indem er den Song unterbricht, um Witze über sexuelle Gefangenschaft ("Sie hat 45 Minuten an meine Tür geklopft, aber ich habe sie nicht aus dem Zimmer gelassen"), über Mütter, Geld und den Weihnachtsmann zu machen. Die ganze Performance ist so krass, glatt und kommerziell, wie Wilder das beabsichtigt hatte, und das geht den ganzen Film über so weiter: Dino muss jede Nacht mit einer Frau schlafen, sonst bekommt er Kopfschmerzen; das erzählt er zumindest Orville. (Leland A. Poague)

Credits
  • Dean Martin
  • Ray Walston
  • Kim Novak
  • I.A.L. Diamond
  • Billy Wilder nach dem Stück L'ora della fantasia von Anna Bonacci
  • Joseph LaShelle
  • Daniel Mandell
  • George Gershwin
  • Ira Gershwin
  • André Previn
  • Alexandre Trauner
  • Bill Thomas
  • Wes Jeffries
United Artists

UIP Sales

UIP
35 mm
bw
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