Aus dem Herzen der Welt

JOL

Road
Dareschan Omirbajew
Frankreich, Japan, Kasachstan 2001
85 min
V'01

So können Wunschträume in Albträume umschlagen: Gerade noch lässt sich der Regisseur von seiner eigenen Fantasie schmeicheln, indem er zunächst Lobreden anlässlich der Premiere seines neuesten Films und für sich selbst einen kleinen Auftritt in angemessener Bescheidenheit imaginiert. Doch als sein Film beginnen soll, passiert ein dummer Fehler - der Vorführer legt aus Versehen einen Karate-Film ein. Das sei nicht einmal das Schlimmste, erklärt ihm die Veranstalterin Hände ringend, das Schlimmste sei, dass dem Publikum der Karate-Film so sehr gefiele, dass es seinen Film gar nicht sehen wolle. Diese Traumsequenz enthält eine präzise Beschreibung der Situation des Kinos in der ehemaligen Sowjetunion. Nicht nur, was das universelle Schema anbelangt, dass das Publikum bei Gelegenheit den billigen Kommerz der anspruchsvollen Kunst vorzieht, sondern vor allem, was das Atmosphärische betrifft: Der so eitel beginnende Tagtraum spielt sich in einem heruntergekommenen Kinosaal mit veralteter technischer Ausstattung ab und zeigt damit ein Stück Wirklichkeit, das bei den Klagen über die Lage nie vorkommt. Denn Filmemacher mit Anspruch gibt es trotz alledem noch, auch eine interessierte Öffentlichkeit, aber es gibt im buchstäblichen Sinne keine Räume mehr, in denen beide zusammenkommen können. (Barbara Schweizerhof) The Road ist ein überzeugender Traum-Film, der ebenso einen Blick auf die künstlerische Krise eines Filmemachers wirft, wie er sich mit der Gegenwart auseinandersetzt und versucht, die Vergangenheit besser zu verstehen - eine herausfordernde Arbeit, die unterschiedliche Interpretationen erlaubt. Omirbajew filmt die stagnierende Entwicklung seines Landes in einem nüchternen, fast dokumentarischen Stil; gleichzeitig verlässt er diese Realität in einer Anzahl von poetischen Abschweifungen. Der Film ist voller atemberaubender Bilder und flüssig geschnitten, mit einer Mischung aus statischen Einstellungen und kurzen, unaufdringlichen Beobachtungen. Er oszilliert zwischen verschiedenen Zuständen der Realität und der Fantasie. Eine interessante, sehr persönliche Reflexion eines Filmemachers, der versucht, ein Publikum zu erreichen und dennoch seiner Berufung treu zu bleiben. (David Rooney)

Credits
  • Saule Toktybajewa - Mutter
  • Dschamschet Usmonow - Amir Kobessow
  • Alnur Turgambajewa - Anara Kobessowa
  • Magjane Omirbajew - Amirs Sohn/Amir als Kind
  • WalerijaGulijajewa - Weronika
  • Walerij Skorikow - Polizeiinspektor
  • Serik Aprymow - Serik
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