DAN

Im wesentlichen auf einer Linie mit dem neuen iranischen Kino, ist Dan ein fast dokumentarischer Spielfilm, der das harte Leben von Außenseitern der Gesellschaft mit tief empfundener Empathie einfängt. Zuschauer, die für diese Art von Kino offen sind, werden sich mit dem Neunjährigen, der erwachsene Bürokraten bekämpft, um zur Schule gehen und ohne Ausweis arbeiten zu können, identifizieren. Abolfazl Jalili berührt ein paar für den iranischen Film neue, sehr sensible Bereiche wie Kinderarbeit, Heroinabhängigkeit, Gefängnisse und Selbstmord und zeigt einen grundlegend weiteren Ausschnitt von diesem Land, als das je zuvor geschehen ist. Farhad ist das Kind armer Junkies. Er nimmt diverse Jobs an, um seine Familie zu unterstützen, verliert sie aber auch immer sehr schnell. Ohne Identitätskarte, die die Eltern für ihn nicht besorgt haben, als er geboren wurde, kann er weder zur Schule gehen noch eine legale Beschäftigung finden. Bevor sein von den Drogen zerstörter Vater ins Gefängnis eingeliefert wird, beantragt er einen Ausweis für den Sohn, aber dieser trifft nie ein. Der lebhafte Junge wird in ein staatliches Erziehungsheim gebracht, aber er läuft davon und gebraucht seine Schlauheit, um kleine Jobs zu ergattern, Jalili zeichnet ein unerbittlich ehrliches Porträt des Lebens in den Slums und seiner Auswirkungen auf ein Kind, ohne jegliche Sentimentalität. Das Auge der Kamera fällt auf ein paar unglaubliche Szenen, etwa jene in der Teppichfabrik, in der Kinder schwere körperliche Arbeit leisten. Für die Polizei scheint das Alter keine Rolle zu spielen, solange die Kinder sich als iranische Staatsbürger ausweisen können, (Deborah Young)

Man hat begonnen, die außergewöhnlich wirklichkeitsnahen iranischen Filme für eine stehende Größe des internationalen Filmgeschehens anzuerkennen. Abolfazl Jalili aber geht über alles bisher Dagewesene hinaus: Seine schonungslosen Bilder aus einer Welt ohne Mitleid gehen direkt unter die Haut. (Robert F. Bannister)