Black Dragon Canyon

PROPOSITIONS - Ausgewählte Beispiele eines Neuen Kinos In eisigem Schwarzweiß und grandiosem Cinemascope in den Bergen von Utah gefilmt, erzählt Black Dragon Canyon die fragmentarischen Momente und Reste einer Rachegeschichte: Eine junge Frau begibt sich auf die Suche nach dem Mörder ihrer Mutter und verliert sich in einer Verfolgung auf Leben und Tod schweigsam, besessen und von ihrem eigenen Untergang geradezu magisch angezogen. Das hohe Maß an Stilisierung, verbunden mit der Lakonie und Verzweiflung einer zu Ende gehenden Geschichte, machen Black Dragon Canyon zu einem kleinen, radikalen Meisterwerk, das an die surrealen Westernerzählungen von Monte Hellman gemahnt und wie dieser konventionelle Genregrenzen hinter sich lässt. Black Dragon Canyon des jungen amerikanischen Regisseurs Jay Keitel ist wie eine von fern hallende Erinnerung, ein dunkles Nachbild überlieferter Bilder des Westens. Das dem Film vorangestellte Zitat aus Dante Alighieris «Inferno» gibt den Weg vor: «Ein Drache hielt mit ausgespreizten Schwingen sich an den Schultern fest und spie mit Macht Glut auf uns alle, die vorübergingen.» Die Menschen, die in Black Dragon Canyon durch die Gegend irren, sind bereits verloren, bevor sie ihre Reise angetreten haben. Kalt ist es in der Wüste von Utah, und das ist nur ein verstörender Gegensatz von vielen, die diesen ebenso kalten Western prägen: Schwarze Kleidung vor blendend weißem Hintergrund, weite Cinemascope-Räume, die alles Bewegliche im Bild umso unbeweglicher erscheinen lassen. Jay Keitel entwirft ein Untergangsszenario, wie es nur eine Westernlandschaft zu evozieren vermag, die ihrer ursprünglichen Funktion dem Versprechen auf das Neue und Gute längst beraubt wurde: Hinter dem Horizont, den die junge Frau zu erreichen versucht, wartet keine neue Hoffnung oder Erlösung, sondern pure Verzweiflung. Als Vorfilm wird Instructions for a Light and Sound Machine gezeigt.