Dieses Gefühl etwas in einem Film zu sehen, über das man sich noch nie wirklich Gedanken gemacht hat oder über das man gerne mehr wissen würde. Wer kennt das nicht? Im Carrier Bag of Films wollen wir ganz bestimmte Elemente aus Filmen herausgreifen und sie näher beleuchten. Dabei geht es um Persönlichkeiten, Orte, Naturphänomene, Objekte, popkulturelle Überbleibsel, Autos, Krankheiten und vieles mehr. Schließlich existieren Filme nicht in einem luftleeren Raum, sie vermitteln uns etwas über die Welt, in der wir leben.
STAUBSAUGER
Alltagsgegenstände wie Staubsauger gehören nicht zu den Dingen, an die man zuerst denkt, wenn man ins Kino geht (obwohl auch in Kinos gesaugt wird). Dabei bringen sie vieles mit, was das Kino auszeichnet: Bewegung, Geräusche, Technik, soziologische und politische Konnotationen. Ja, sogar Beziehungen, vorausgesetzt jemand hält den Staubsauger. Es ist jedenfalls kein Zufall, dass die titelgebende Beatrix im Film von Milena Czernovsky und Lilith Kraxner mit einem Staubsauger hantiert.
Der Unterdruck erzeugende Motor mit der nur selten ansprechenden Optik mag heute als praktisches, wenn auch anstrengendes Utensil zwischen Abstellkammern, Spinnweben und Teppichen ein eher trostloses Dasein fristen, lange Zeit war er jedoch ein Luxusgut. Erst musste jemand auf die Idee kommen, den Staub einzusaugen und nicht, wie bisher üblich, wegzublasen. Schon im 19. Jahrhundert wurden Staub einsaugende Geräte auf Pferdegespänne montiert, zum Beispiel der sogenannte pneumatischen Teppicherneuerer. Sogenannte Entstaubungspumpen ("The Dedusting Pump“) waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts über ein komplexes Röhrensystem zentral mit dem Haus verbunden, andere Exemplare hatten die Größe einer Dampflok.
Erst als der US-Amerikaner W.H. Hoover 1907 den Handstaubsauger erfand, bekam das Gerät nach und nach die Form, die wir heute kennen. Hoover, die prägende Figur in der Geschichte des Staubsaugers wurde Präsident der The Electric Suction Sweeper Company und verschrieb sich jahrzehntelangen Verbesserung von Effizienz und Design. Wie in der Geschichte so vieler Objekte war das Interesse an verbesserter Technik wichtiger, als Fragen zur tatsächlichen Nutzung der Geräte. Männer dachten sich eine Technik aus und Frauen sollten sie benutzen. Das monotone Rauschen und die sich wiederholenden Bewegungen erzählen von weit mehr als Sauberkeit.
Statt Männern, die saugen, waren es lange Zeit schwebende, kabellose, selbstfahrende Staubsauger, die Männer erfanden. Spätestens ab den 1950er Jahren wurde das den meisten Haustieren angsteinflößende Ungetüm zum Massenprodukt. „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann.“, heißt es bei Loriot. Inzwischen gibt es Staubsaugerroboter, aber nach wie vor auch Beutel- und Zyklonsauger. Natürlich findet das Gerät auch jenseits von Fußböden Anwendung. Straßensauger oder Laubsauger sind dafür gute Beispiele. Man liest, das immer mehr Männer sich auch staubsaugend betätigen.
Was von all dem unbeeindruckt kommt und geht, das ist der Staub.