A CARTA

Nach Literaturverfilmungen wie Madame Bovary und Der seidene Schuh nimmt sich Manoel de Oliveira La Phncesse de Cleves von Madame de La Fayette vor, den ersten psychologischen Roman der französischen Literatur aus dem Jahre 1672. Themen wie unmögliche Liebe, unbefriedigte Leidenschaft, Untreue und Entdeckung eigener Seelenabgründe gehören zu seinem Standard-Repertoire, in Frankreich Zyklus der "amours frustrees" genannt. In A carta hat Mademoiselle de Chartres ihren ersten Liebeskummer, fühlt sich von einem jungen Mann schnöde verlassen, der keine Ehe, sondern eine offene Beziehung wünscht. Bald darauf heiratet die junge Frau aus bestem Hause den renommierten Mediziner Jacques de Cleves, der sie abgöttisch liebt. Als Dritter im Bunde gesellt sich der reale Popstar Pedro Abrunhosa dazu und bringt Unruhe ins bürgerliche Dasein. Beistand holt sich die junge Frau von einer verständnisvollen Nonne, doch ihren Gefühlen kann sie nicht widerstehen. Die Katastrophe ist vorprogrammiert. (Margret Köhler)
Jetzt, da er 91 geworden ist, scheint der portugiesische Regisseur Manoel de Oliveira in einem parallelen Universum zu leben, in dem hohes Alter ein Synonym ist für Jugendlichkeit, Inspiration und Energie. Seinen ersten Langfilm, den neorealistischen Klassiker Aniki-Bobo, drehte er vor genau 57 Jahren. Wie die meisten Filme Oliveiras basiert auch A carta auf einer literarischen Vorlage. Der Regisseur war sich der Schwierigkeit bewußt, die Geschichte in der Originalzeit spielen zu lassen, daher entschloß er sich, sie von der Aristokratie des 17. Jahrhunderts in die heutige  High Society zu verlegen.
(Steve Mackey)