KILLER

Marat ist Chauffeur in Almaty, der Hauptstadt Kasachstans, Eines Tages verursacht er einen harmlosen Auffahrunfall und beschädigt dabei den Mercedes eines der "neuen Reichen" Kasachstans. Die Kosten der Reparatur übersteigen seine finanziellen Möglichkeiten, und Marat sieht sich gezwungen, das Geld von einem Mafia-Gangster zu leihen - mit den dementsprechend hohen Zinsen. Sein Kreditgeber drängt auf schnelle Rückzahlung, Marat bleibt nichts anderes übrig, als einen teuflischen Pakt mit der Mafia einzugehen: Um seine Schulden zu tilgen, erklärt er sich bereit, einen unliebsamen Journalisten zu töten - er wird zum bezahlten Killer,

Überall um Marat herum ist die Menschlichkeit im Verschwinden begriffen. Auch viele Besucher haben diesen Eindruck von dem Land, dessen Potential und dessen Ressourcen reich und sehr gefragt sind. Eine Handvoll Mafiosi beherrscht die lokale Wirtschaft - eine gefährliche Unterwelt, die die Gesetze macht und das Land regiert. Da die Währung Kasachstans praktisch wertlos ist (US-Dollars und D-Mark werden bevorzugt), können nur regulierte Preise das tägliche Leben aufrechterhalten. Das Leiden dieses Landes spiegelt sich in Marats hoffnungsloser Welt wider. Professor Kassimov, sein Arbeitgeber, kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen den vorherrschenden Konsumwahn. Als Vertreter von Kultur und Wissenschaft begeht der alte Mann Selbstmord, als sein Institut geschlossen und verkauft wird - das Vorspiel zu Marats fataler Begegnung mit den Schattenseiten der Businesswelt. Omirbajevs Film Killer ist eine einfache und klar umrissene Suspense-Geschichte, gewalttätig, verzweifelt und unmenschlich, ein Kommentar zur Geschichte des Landes, das, trotz seines offensichtlichen Reichtums, einem Ungewissen Schicksal entgegensteuert. Als dezidierter und uneingeschränkter Bewunderer Robert Bressons verwendet Omirbajev ähnlich einfache Mittel für seinen eindringlichen Blick auf die menschliche Existenz. (Richard Lormand)