Monografie: DER SCHATTENSPIELER

Henrik Galeen - Filmautor des Weimarer Kinos

Als »Experten für phantastische Horrorfilme« bezeichnet Siegfried Kracauer den 1881 in Lemberg (damals Österreich-Ungarn, heute Lwiw in der Ukraine) geborenen Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Henrik Galeen. Ein auf den ersten Blick verständliches Urteil: Galeen schreibt an gruseligen Stummfilm-Klassikern wie NOSFERATU (1922) oder DAS WACHSFIGURENKABINETT (1924) mit, als Regisseur verantwortet er die Schauerstücke DER STUDENT VON PRAG (1926) oder ALRAUNE (1927).

Trotzdem greift es zu kurz, Galeen auf ein Genre zu reduzieren. Sein in weiten Teilen verschollenes Schaffen vor und hinter der Kamera beinhaltet auch Abenteuer- und Detektivgeschichten sowie realistische Dramen und Kammerspiele, wie etwa den vom Filmarchiv Austria Anfang 2000 wiederentdeckten Stummfilm STADT IN SICHT (1923), dessen Handlung sich fast gänzlich auf einem Boot zuträgt. Nach einem Drehbuch der späteren Mrs. Alma Hitchcock inszeniert er Ende der 1920er-Jahre in England den Krimi AFTER THE VERDICT (1929).
Einer kurzen Rückkehr folgt 1933 die Emigration über Schweden in die USA. Dort hält er zwar noch sporadisch Kontakt zu anderen Filmexilanten, wirkt aber vorrangig in Bereichen außerhalb des Films. Nach einem längeren Krebsleiden stirbt er 1949 in Vermont.

Die Retrospektive präsentiert erhaltene und neu restaurierte Arbeiten Galeens und ermöglicht damit die (Wieder-)Begegnung mit einem der ersten veritablen Filmautoren, der zu einer ganz eigenen Kinosprache gefunden hat.

Ein Programm des Filmarchiv Austria.