Proletarisches Kino

PROLETARISCHES KINO: PROGRAMM 4 - MAIFEIERN

72 min
V'07

1889 beschließt die Zweite Sozialistische Internationale in Paris, den Ersten Mai als Weltfeiertag der Arbeit einzuführen. An diesem Tage soll die Verbrüderung der Arbeiter aller Länder im Geiste der Solidarität dokumentiert werden. Im Mittelpunkt stand der Kampf um den Achtstundentag. Das Programm beginnt mit einem Fragment der bislang frühest erhaltenen filmischen Dokumentation einer Maifeier der Arbeiterschaft in Österreich aus dem Jahr 1922 und zeigt darauf die erste von der Parteiführung der SDAP in Auftrag gegebene Maifeier aus dem Folgejahr. Die Dramaturgie der Maifeiern ist seit Beginn an festgelegt: Der Aufmarsch aus den Bezirken gipfelt im «ungeheuren Menschenmeer» vor dem Rathaus. Der Bürgermeister und hohe Funktionäre richten ihre Ansprachen an die Massen, Massensingen des Lieds der Arbeit, hunderte Turnerinnen und Turner geben der neuen Zeit Ausdruck über einen Chor der Bewegung. In den frühen 30er - Jahren wird die Maifeier, vor allem die der Kommunisten, eine machtvolle Demonstration gegen Faschismus und Nationalsozialismus. «Auffallendstes Ergebnis der Gemeinderatswahlen im April 1932 war der Erfolg des österreichischen Zweigs der NSDAP, die allein in Wien von 27.500 auf über 200.000 Stimmen zulegte und mit einer starken Fraktion in den Wiener Gemeinderat einzog. Die Auseinandersetzungen mit den Nazis, die den öffentlichen Raum zunehmend durch Aufmärsche und Filmpropaganda zu vereinnahmen versuchten, hatten seit 1931 an Härte zugenommen. Die Losungen des KPÖ-Aufmarsches am 1. Mai 1932 waren denn auch vom Pathos einer historischen Alternative zwischen 'Dritter Internationale' und 'Drittem Reich' geprägt: Auf den Transparenten dominierten Solidaritätsaufrufe für die Sowjetunion ('In Österreich - Hunger und Not. In Sowjetrussland - Arbeit und Brot') und militante antifaschistische Slogans ('Gegen die braune Mordpest - Hinein in die Arbeiterwehr'). Verloren geglaubte Aufnahmen des Aufmarsches finden sich in kürzlich in Moskau wiederentdeckten sowjetischen Wochenschauen wieder: Die Ausgaben Zweiwöchentliches Journal Nr. 11 und Sovkino Journal Nr. 23/434 enthalten Sequenzen mit Bildern von der 'Arbeiterdemonstration am 1. Mai in den Straßen Wiens', die deutlich die zunehmende Militarisierung des politischen Lebens spiegeln: Neben Aufnahmen des Generalsekretärs der KPÖ, Johann Koplenig, der ihm zuhörenden Menge, aufmarschierender Sektionen mit roten Fahnen, von Transparenten, dekorierten Wagen und Leninbildern überrascht vor allem der starke Anteil uniformierter Mitglieder der paramilitärischen 'Arbeiterwehr', die den Parolen 'Das Weltproletariat ist bereit zur Verteidigung der Sowjetunion' sowie 'Kampf dem Faschismus' sichtbaren Ausdruck geben sollte. Die Aufnahmen des großen Aufmarsches beweisen deutlich den relativen Mobilisierungserfolg der KPÖ in den vergangenen Monaten. Es muss offen bleiben, ob sowjetische Kameraleute oder Filmaktivisten aus dem KPÖ-Umfeld diese Sequenzen filmten. Redigiert und montiert wurden sie jedenfalls in der Sowjetunion.» (Peter Grabher) Am 1. Mai 1934 wird von der Dollfuß-Diktatur ein neues Fundament für das neue österreichische Haus gelegt: Heil Österreich!

Die Feier zum 1. Mai 1922 in Wien (Ö 1922), Die Maifeier der Wiener Arbeiterschaft 1923 (Ö 1923), Maikundgebung der Wiener Arbeiterschaft 1925 (Ö 1925), Die Maifeier der Wiener Arbeiterschaft 1926 (Ö 1926), Die Maifeier der Wiener Arbeiterschaft 1927 (Ö 1927), 1. Mai 1929. 40 Jahre Maifeier der Wiener Arbeiterschaft (Ö 1929), 1. Mai 1930. Die Maifeier der sozialdemokratischen Partei (Ö 1930), 1. Mai 1930. Die Maifeier der kommunistischen Partei (Ö 1930), Zweiwöchentliches Journal Nr. 11 (UdSSR 1932), Sovkino Journal Nr. 23/434 (UdSSR 1932), Der 1. Mai 1933 in Wien (Ö 1933), 1. Mai 1934 (Ö 1934), Wien. Der 1. Mai in Wien (Ö 1934)

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