PROCEDURE 769: THE WITNESSES TO AN EXECUTION

Eine ästhetisch karge, beklemmend intensive Dokumentation der Zeugenschaft einer Hinrichtung. Procedure 769 beschreibt detailliert, wie ein zu Tode Verurteilter hingerichtet werden soll. Am 21. April 1992 kam diese Methode nach 25 Jahren erstmals wieder im US-Bundesstaat Kalifornien zur Anwendung. Kurz vor sechs Uhr morgens betrat Robert Harris, wegen Mordes zum Tode verurteilt, die Gaskammer des St. Quentin-Staatsgefängnisses. Durch die dicken Glasscheiben konnte er die Zeugen seiner Hinrichtung sehen: seinen Bruder, ein paar Freunde, aber auch Angehörige seiner Opfer. Und es gab staatlich bestellte Zeugen sowie Reporter. Alle Zeugen - es waren insgesamt 49 - hatten ihre Gründe hier zu sein. Für den einen war es eine demokratische Pflicht, andere wollten die Schuld des Angeklagten gesühnt sehen, wieder andere wollten dem Gefangenen in den letzten Minuten vor seiner Hinrichtung beistehen. Sie alle blickten auf das scheinbar Identische: einen sterbenden Menschen. Aber jeder der Zeugen sah und erinnert sich an etwas anderes: Für den TV-Reporter Wade Douglas war es, journalistisch gesprochen, ein toller Job, zuzuschauen. Ein anderer Zeuge bekam plötzlich das Gefühl, im Kino zu sitzen, ein dritter gar den Eindruck, das Ganze habe überhaupt nicht stattgefunden. (Klaus Gronenborn)