POTO AND CABENGO

Dokumentation über ein Zwillingsschwesternpaar aus San Diego, das zusammen eine eigene Sprache entwickelt hatte, eine Mischung aus Deutsch und Englisch. Gorin befasst sich mit der sensationsheischenden Medienberichterstattung, lässt Kinderpsychologen und Linguisten zu Wort kommen und auch die in bescheidenen Verhältnissen lebenden Eltern. Dass es um die Faszination und die Unerreichbarkeit des amerikanischen Traums geht, ist kein Wunder, denn das Thema betraf Gorin selbst, der aus Frankreich in die USA emigrierte. Mit finanzieller Unterstützung des Westdeutschen Fernsehens nahm Gorin die Arbeit am ersten der Filme auf, die schließlich eine Trilogie [gefolgt von Routine Pleasures und My Crasy Life ] über Sprache, Entwicklung und Entfremdung in Südkalifornien bilden sollten: Poto and Cabengo . Jean-Pierre Gorins Dokumentation handelt von den kleinen Schwestern Gracie und Ginny Kennedy aus San Diego, ein Zwillingspaar, das in den 1970er Jahren öffentliches Aufsehen erregte, als es eine eigene Sprache entwickelte: Genau genommen handelte es sich bei dieser Sprache um eine Art Kauderwelsch aus Deutsch und Englisch, das die Mädchen in der relativen Abgeschiedenheit ihres Zuhauses gehört hatten. Gracie und Ginny entwickelten eine geschlossene, von der Umwelt vollständig abgekoppelte Sprachgemeinschaft. Dem Unbehagen, die dieses Phänomen bei Fachleuten ebenso wie in der breiten Öffentlichkeit hervorrief, begegnete man mit einem groß angelegten therapeutischen Eingriff, als dessen Resultat nur die sprachliche und damit soziale Wiedereingliederung der Mädchen gelten konnte freilich um den Preis, dass sie ihre eigene Sprache verlernten. Gorin fokussiert in seinem Film die sozialen und politischen Dimensionen von Sprache und Kommunikation, indem der das anfänglich aufgebauschte Medieninteresse für die Mädchen genauso untersucht wie die Umstände, unter denen das Zwillingspaar aufwuchs. Gorins Methode ist weder die der nüchternen und scheinbar objektiven Beobachtung, noch die der vorgeblichen Allwissenheit, sondern schlicht die der neugierigen Befragung.