Lola

In seinem Cadillac fährt Michel Cowboy-artig durch Nantes. Vor Jahren ging er weg und ließ eine junge Frau schwanger zurück. In einer Passage stößt der Angestellte Roland mit der Nachtclubsängerin Lola zusammen und erkennt in ihr eine Freundin aus Kindertagen. Sie tauschen Erinnerungen aus: Noch ganz jung wurde Lola von einem Mann verführt, der sie vor Geburt ihres Sohnes verließ. Lola wartet noch immer auf ihn. Am folgenden Tag gesteht Roland Lola seine Liebe, und als sie ihn abweist, teilt er ihr mit, dass er weggehen wird. Der Schluss: Lola und ihr Sohn sitzen im Cadillac. Mit seinem Max Ophüls gewidmeten Regiedebüt Lola drehte Jacques Demy gleich eines der Meisterwerke der Nouvelle Vague. Die traumhafte Geschichte von verlorener und wiedergefundener Liebe gab Anouk Aimée die Gelegenheit, ihre bis dahin charakteristische Rolle der geheimnisvollen melancholischen Schönheit zu variieren. Als lebensfrohe, singende Tänzerin ist sie in einer ganz neuen körperlichen Präsenz zu erleben. Die Rolle der Lola ist bis heute eine derjenigen geblieben, der sich die Schauspielerin am nächsten fühlt. Lola sei, sagt Aimée, «der schönste Altar, der je einem Hafenmädchen gebaut wurde». Als ich Lola schrieb, dachte ich an Le Plaisir von Max Ophüls, dem ich den Film gewidmet habe. Vielleicht reiht sich dieses Märchen in die Familie der Werke von Prévert und Queneau ein. Nicht, dass ich beabsichtigt hätte, ein Plagiat zu machen oder ihren Stil zu übernehmen, aber ich war sehr angetan von dieser Distanz zum Leben, die sie mit einer netten Art zum Ausdruck bringen, in die sich ein Hauch von Bitterkeit mischt. Ich wünsche mir, dass ein Zuschauer, der niedergeschlagen und verstimmt in diesen Film geht, lächelnd aus dem Saal herauskommt, und dass es Lola gelingt, zumindest für einen Augenblick, seine Verfassung und seine Sicht des Lebens zu verändern. (Jacques Demy, 1960)