Retro

CHEF!

Jean-Marie Teno
FRA, Kamerun 1999
61 min
V'07

Chef! mag wohl als das radikalste und kontroversiellste Werk von Jean-Marie Téno gelten. Wie so oft bei Téno, der sich einzig an seiner Haltung als kritischer Autorenfilmer orientiert, entstand auch Chef! aus einem ursprünglich anders gedachten Projekt. Auf einer seiner Filmreisen durch Kamerun wollte er, einem traditionellen Dorffest beiwohnen, das nach langer Zeit wieder prunkvoll begangen werden sollte. Aber dann zogen ihn Ereignisse in den Bann, die am Rande und in der Hitze nach dem Fest geschahen. Ein Jugendlicher wurde beim Stehlen von Hühnern ertappt, augenblicklich rotteten sich mehrere zusammen und es drohte Lynchjustiz. In den beklemmenden Bilder sah Téno viel mehr als unverhohlener Aggressivität einen gesellschaftlichen Status Quo, der in der Folge durch die Themen und weiteren Begegnungen des Filmes leitet und als „Chef-Struktur” entlarvt wird. Von 14 Millionen Einwohnern, so ergeben seine Erkundungen, erweisen sich 7 Millionen als Chefs. Chef des Klans, der Gemeinde, der Provinz, der Polizeieinheit, der Bürostruktur, des Parlaments … Und wer kein Chef im Beruf ist, der ist es zu Hause: Denn der Chef ist grundsätzlich männlich, so legen das die Gesellschaftsgesetze Kameruns fest. Wird zusammen gezeigt mit Appunti per un'Orestiade africana . Lesen Sie weitere Beiträge zum Film und zur Retrospektive 2007 in der VIENNALE-Publikation Der Weg der Termiten. Beispiele eines Essayistischen Kinos 1909–2004.

Credits
British Broadcasting Corporation (BBC), Koninck Studios, Keith Griffiths
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