WIENER FILMPREIS
Der Wiener Filmpreis, eine von der Stadt Wien gestiftete und im Rahmen der Viennale vergebene Auszeichnung, gilt einem aktuellen österreichischen Langfilm, der im vergangenen Jahr zur Aufführung gelangte. Die Dotierung dieses Preises besteht aus einem Geldbetrag, der vonseiten der Kulturabteilung der Stadt zur Verfügung gestellt wird, einer monetären Unterstützung vom Hotel The Harmonie Vienna sowie großzügigen Sachpreisen, gestiftet von JACQUES LEMANS. Neben dem Preis für den besten österreichischen Film wird beim Wiener Filmpreis auch der Spezialpreis der Jury vergeben. Jede der beiden Auszeichnungen ist mit Geldspenden und Sachwerten dotiert.
Jury: Thea Ehre (Schauspielerin), LYLIT (Sängerin und Komponistin), Artemis Vakianis (kaufmännische Geschäftsführerin der Wiener Festwochen)
Bester österreichischer Film:
SIGNS OF WAR, Juri Rechinsky & Pierre Crom, Ukraine/Österreich 2022
Jurybegründung:
Der Hauptpreis geht an einen Film, der uns alle drei in seiner Direktheit und Wahrheit zutiefst berührt. Seine großartigen Bilder werden nicht nur auf der Leinwand, sondern auch in unseren Herzen lebendig. Inhaltlich besticht er durch zeitliche und politische Relevanz und macht uns dabei sprachlos. Aufgrund seiner bedrückenden Aktualität und seiner ergreifenden Schlichtheit haben wir uns einstimmig dazu entschieden, dass der heurige Hauptpreis nur an dieses Werk gehen kann.

Spezialpreis der Jury:
EUROPA, Sudabeh Mortezai, Österreich/Vereinigtes Königreich 2023
Jurybegründung:
Den Spezialpreis der Jury verleihen wir an einen Film, der uns Mitteleuropäer:innen zurecht auf schmerzvolle und schonungslose Art und Weise mit unseren Privilegien konfrontiert, die wir sonst nur allzu gern und gekonnt verdrängen wollen. Die schauspielerische Leistung der Protagonistin ist herausragend und muss definitiv auch hier Erwähnung finden.
VIENNALE-PREIS DER STANDARD LESER:INNEN-JURY
DER STANDARD organisiert auch dieses Jahr wieder den Preis der Standard-Publikumsjury. Die Juror:innen wählen aus den Festivalbeiträgen einen Film aus, der noch keinen Verleih in Österreich hat. Findet der ausgezeichnete Film in der Folge einen Vertrieb, unterstützt DER STANDARD den Filmstart mit kostenlosem Anzeigenraum in der Zeitung.
Jury: Nadja Polzer, Jakob Thaller, Veronika Verzetnitsch
Der VIENNALE-PREIS DER STANDARD LESER:INNEN-JURY geht an:
HOKAGE, Tsukamoto Shinya, Japan 2023

Jürybegründung:
HOKAGE (SHADOW OF FIRE) von Tsukamoto Shinya ist ein Film als Mahnmal, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt - genauso wie auch die Folgen von Kriegen nach Kriegsende weiterwirken. Der Regisseur spielt zwar mit verschiedenen Genres, für die Darstellung des Horrors muss er sich aber nur der Realität der Nachkriegszeit bedienen. Die Bildsprache und die rohe Erzählweise tragen die beklemmende Atmosphäre und das Eingeschlossensein der Protagonisten. Vor dem Hintergrund des aktuellen Weltgeschehens erinnert der Film daran, dass der Krieg auch dann nicht zu Ende ist, wenn die Schlachten an den Fronten längst geschlagen wurden.
Die Standard Leser:innen-Jury möchte darüber hinaus eine lobende Erwähnung für folgenden Film aussprechen:
EL ECO, Tatiana Huezo, Mexiko/Deutschland 2023
FIPRESCI PREIS (PREIS DER INTERNATIONALEN FILMKRITIK)
FIPRESCI, der Internationale Verband der Filmkritiker:innen, wurde 1930 gegründet. Der Verband hat sich der Pflege journalistischer Ethik verschrieben und vertritt die professionellen Interessen seiner Mitglieder. Die Mitglieder der FIPRESCI kommen aus aller Welt und finden sich in kleinen Jurys auf zahlreichen Filmfestivals ein, um den Preis des Internationalen Filmkritikerverbandes zu vergeben. Meist wählen sie dabei – wie bei der Viennale – aus einer Reihe von ersten und zweiten Features junger Filmemacher:innen.
Jury: Nachum Mochiach, Giuseppe Di Salvatore, Barbara Gasser
Der FIPRESCI-Preis geht an:
SAVVUSANNA SÕSARAD (SMOKE SAUNA SISTERHOOD), Anna Hints, Estland/Frankreich/Island 2023

Jurybegründung:
Die Frauen-Saunatreffen, zu denen wir Zugang haben, sind weit mehr als bloße Geständnisse: Sie lassen Geschichten zirkulieren und an Gefühlen teilhaben. Durch außergewöhnliche Kameraarbeit und eine in Filmen selten erreichte Intimität nähert sich Anna Hints sensiblen Themen auf organische Weise; eine Weise, die es wagt, einerseits Traumata offenzulegen und andererseits ein Empowerment zu bewirken, das hoch ansteckend ist. Dieser Film, diese filmische Schwesternschaft vermag viel - nicht zuletzt, Tabus zu brechen und uns alle mutiger zu machen.
ERSTE BANK FILMPREIS – Vermehrt Schönes!
Zum 13. Mal wird heuer der von der Erste Bank initiierte und gestiftete Erste Bank Filmpreis in Zusammenarbeit mit der Viennale, dem Deutschen Haus at NYU und dem Anthology Film Archives vergeben. Der Erste Bank Filmpreis wird unter den österreichischen Filmproduktionen, die im Programm der Viennale laufen, über eine unabhängige Jury vergeben. Der Filmpreis ermöglicht einen Aufenthalt in New York City einschließlich einer Werkpräsentation im Anthology Film Archives.
Jury: Silvia Bohrn (Kulturmanagerin), Nicolas Mahler (Comiczeichner), Boris Manner (Kurator und Philosoph), Jed Rapfogel (Kurator Anthology Film Archives)
Die Jury des Erste Bank Filmpreises hat beschlossen den Preis zwei Filmen zu widmen.Der Erste Bank Filmpreis geht an:
DIE ÄNGSTLICHE VERKEHRSTEILNEHMERIN, Martha Mechow, Österreich/Deutschland 2023
DIE ÄNGSTLICHE VERKEHRSTEILNEHMERIN ist außergewöhnlich: ein Film, der sowohl in intellektueller als auch in formaler Hinsicht eine Entdeckungsreise darstellt.

Vordergründig ist es die Geschichte einer jungen Frau, Flippa. Sie findet ihre Schwester Furia auf Sardinien, in einer feministischen Kommune von jungen Frauen. Diese versuchen, Identitäten und Beziehungen außerhalb der Grenzen konventioneller sozialer Strukturen zu verwirklichen. DIE ÄNGSTLICHE VERKEHRSTEILNEHMERIN sprengt die Vorstellungen, wie Filme entstehen und aufgebaut sein sollen. In einem ungeschliffenen und antinaturalistischen Stil kombiniert Mechow Elemente des Kinos, des Theaters und der Literatur: Improvisation, poetische Sprache, freimütige philosophische Betrachtungen, hemmungslose Höhenflüge und sogar eine eingehende Analyse der Romane von Jane Austen. Diese divergierenden Elemente gewinnen durch den thematischen Ernst von Losing Faith Kohärenz.
Der Film ist von der Überzeugung beseelt, dass die westliche Gesellschaft dringend einer Transformation bedarf, er ist sich aber auch der Möglichkeit bewusst, in die Falle einer selbstbezüglichen Selbstgerechtigkeit zu tappen - ein Thema, das den Kern unserer heutigen Zeit trifft.
Der Erste Bank Filmpreis geht an:
RICKERL, Adrian Goiginger, Österreich/Deutschland 2023

Adrian Goiginger schildert in RICKERL den Alltag eines talentierten und erfolglosen Musikers und betreibt damit zugleich eine Analyse der Wiener Seele. Gekonnt verkörpert Multitalent Voodoo Jürgens die Hauptfigur dieses Filmes, in den auch biographische Elemente des Singer-Songwriters verwoben wurden. Der triste Alltag des Protagonisten zwischen Arbeitsamt und Kündigungen wird nur durch Besuche seines von ihm getrennt lebenden Sohnes und einer launigen Runde in seinem Stammbeisl erträglich gemacht. Goiginger gelingt es in dieser Komödie, das Bild eines typischen Wiener Charakters zu entwickeln, ohne dabei in Klischees zu verfallen. Zwischen Todessehnsucht und schöpferischen Eingebungen pendelnd, stolpert er kurz vor dem Erreichen eines Zieles immer wieder über sich selbst.
Der Film berührt durch die authentische Darstellung der Hauptfigur, wirft einen ethnologischen Blick in das Wiener Vorstadtmilieu und zeigt dieses als untergehende Kultur.