Spielfilme

VIDEODROME

David Cronenberg
CAN 1982
87 min
V'99

Network of Blood hieß ein Treatment, aus dem Cronenberg Jahre später das Drehbuch zu Videodrome entwickeln sollte. Aus der ursprünglichen Action-Story von einem Mann, der ein merkwürdiges TV-Signal empfängt, wurde einer der komplexesten - und bisweilen witzigsten - Filme Cronenbergs, aber auch einer seiner größten Mißerfolge. Aufgrund der unzureichenden Vertriebspolitik der Universal - Videodrome war zugleich seine erste Arbeit, die von einem Hollywood-Majorstudio mitproduziert wurde - hielt sich der Film eine ganze Woche in nordamerikanischen Kinos, in Europa gelangte er nur vereinzelt und vor allem per Videocassette an ein Publikum. Als Besitzer der TV-Station "Civic-TV" versorgt Max Renn sein Fernsehpublikum mit
Hardcore-Gewalt/Softcore-Sex-Programmen. Auf der Suche nach einem extremen Feature erbeutet er die obskure Videopiratensendung Videodrome, die auf jede Story verzichtet und ausschließlich realistisch wirkende Szenarien von gefolterten Frauen
zeigt. Nach einer sadomasochistischen Begegnung mit der Talk-Radio-Seelsorgerin Nicki Brand beginnt er, schwere Halluzinationen und sexualisierte, körperliche Mutationen zu entwickeln, bis er als unfreiwilliger Doppelagent (der sich über seine jeweilige
Rolle aber stets im Unklaren ist, vgl. Bill Lee in Naked Lunch) zwischen eine faschistoide Video-Verschwörerbande und deren Gegenspielerin Bianca O'Blivion gerät, deren Vater ein renommierter Medienprofessor ist. Freilich ist die Agenten-Story nur
Träger für die intensiv zelebrierten physischen Veränderungen, die den Körper zur (Video-)Arena für die Psychose des Protagonisten werden lassen.
Videodrome ist in erster Linie ein Film über die (Lust an der) Wahrnehmung und formuliert gleichzeitig einen praktischen Kommentar zum Sehen und Hören. Cronenbergs mise-en-scene ist insofern radikal, als sie sich schleichend und vorerst unbemerkt der sich langsam desintegrierenden Subjektivität von Max Renn annähert, bis sich dessen Blick, die Story des Films und die Erzählweise im Moment größter Konfusion kurzschließen; bis zum Augenblick, da der Film mit der - bei Cronenberg so häufigen - ritualisierten Selbstauslöschung des Protagonisten endet: Mit der kultumwobenen Parole "Long live the New Flesh!" geht uns Max aus den Augen. (Drehli Robnik/Michael Palm)
 

Credits
  • James Woods - Max Renn
  • Sonja Smits - Bianca O'Blivion
  • Deborah Harry - Nicki Brand
  • David Cronenberg
  • Mark Irwin
  • Bryan Day
  • Ronald Sanders
  • Howard Shore
  • Carol Spier
  • Rick Baker
  • Delphine White
Filmplan International II Inc.
35 mm
col
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