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Retrospektive

Rose Hobart

Joseph Cornell
USA 1936
20 min
V'20

Klassische Spielfilme, seien sie aus der Filmfabrik Hollywoods oder von anderswo, erzählen ihre Geschichten meist in vertrauten Bahnen. Oft verstärken sie die Mythen der jeweiligen Gesellschaft, der kulturellen Systeme, da sie ja die Sehnsucht der Menschen projizieren wollen, vertraute Wünsche immer wieder neu aufleben lassen. Der avantgardistische Film, der sich aus den Archiven bedient, begehrt gegen die gängigen Geschichten und ihre herkömmlichen Inszenierungen auf. Indem die Künstler*innen den Kontext der Bilder und Töne verschieben, öffnen sie den Raum für eine Betrachtung hinter dem ursprünglichen Sinn und die ureigene Wirkung der Illusion des Films. Manchmal reicht die Bearbeitung einer einzigen Einstellung, um das Künstliche der Figuren und ihre soziale Determiniertheit sichtbar zu machen, wie in der Familienszene beim Frühstück von Martin Arnold oder dem berühmten Stück aus Kurosawas RASHOMON bei Nicolas Provost. 
Die Stereotypen der Melodramen und deren gefühlsintensive Ausdrucksformen in Gestik und Mimik eignen sich hervorragend für eine Dekonstruktion – v.a. des voyeuristischen Blicks auf die weiblichen Stars. Solche Erwartungen werden aber auch bewusst frustriert und stattdessen die malerischen und abstrakten Eigenschaften des Filmmaterials in den Vordergrund gestellt, wie bei WESTERN SUNBURN, LAST TANGO IN PARIS und LA PETITE ILLUSION. Eine weitere Dream Factory ist die Werbefilmproduktion und Peter Kubelka montiert absichtsvoll Ausschussware ohne jeglichen Eingriff zur absurden Parodie. (Brigitta Burger-Utzer)

Classical fiction features, whether from the Hollywood factory or elsewhere, usually tell their stories along familiar lines. Often they reinforce the myths of the respective society and cultural systems because they are trying to project the desires of people to repeatedly fulfill the same wishes. On the other hand, avant-garde production using archival material is in opposition to the prevalent stories and their conventional mise-en-scène. As the artists realign the context of images and sounds, they open spaces for contemplation reaching beyond the original meaning and illusionist effect of films.
Sometimes it is enough to rework one sequence to bring out the artificiality and social determinism of a character, as in the family breakfast scene reconfigured by Martin Arnold or with the famous excerpt from RASHOMON used by Nicolas Provost. 
The stereotypes found in melodramas and their emotional forms of expression etched into gestures and faces are particularly suited for deconstruction – especially the voyeuristic gaze directed at female stars, like in the works of Matthias Müller and Joseph Cornell. But there is also the option of deliberately frustrating expectations, instead foregrounding painterly or abstract qualities of film and video material, as demonstrated by WESTERN SUNBURN, LAST TANGO IN PARIS and LA PETITE ILLUSION. The production of commercials is another dream factory: Peter Kubelka purposefully edits outtakes and despite abstaining from aesthetic interventions elevates the material to the level of absurd parody. (B.B.U.)

Alle Retrospektiven-Filme, die nach der Viennale – ab dem 2.11. – im Filmmuseum gezeigt werden, können selbstverständlich auch wie gewohnt auf www.filmmuseum.at oder unter Tel. 01/533 70 54 reserviert und an der Kassa des Österreichischen Filmmuseum gekauft werden. Es gelten die Preise des Filmmuseums.

Credits
16 mm
Farbe
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