Early Austrians

PROGRAMM 3: KINOMAGIE

AUT
68 min
V'09

Film und Kino geraten zu einem Zeitpunkt in den Mittelpunkt des Publikumsinteresses, als die Bühnenmagie ihre Blüte schon fast wieder hinter sich zu haben scheint. Die neue Attraktion als weiteres Instrument nutzend, wird den Zusehern, denen das Bewusstsein für den Illusionscharakter des Gebotenen und der Wunsch nach verzaubernder Täuschung zugetraut werden muss, Zauberei in moderaten Dosen geboten. Die Magie fungiert, auch – wenn nicht sogar insbesondere – in Verbindung mit der Kinematografie, als Wirklichkeitsangebot, vielleicht gar als alternative Welterklärung. Die sich als integrativ erweisende Verbindung von Bühnenzauberei und Leinwandspektakel hatte mit dem Einsatz von Automaten ab dem 17. Jahrhundert eine im wahrsten Sinn des Wortes bewegte Vergangenheit und erlebte mit der erneuerten Kombination aus Optik und Beseelung beziehungsweise dem Einsatz des Magiers als einem der beliebtesten Typen des (frühen) Films eine neue Blüte. Die Beispiele dieses zweiteiligen Programms belegen dies sehr deutlich: Einfach und effektiv verbinden sich in Die Zaubereien des Mandarins die erotischen Angebote der Saturn-Produktionen mit den publikumstauglichen exotischen Elementen. Erscheinen und Verschwinden der leicht bekleideten Assistentinnen des agierenden Zauberers sind eingebunden in vertraute Rituale, in Bildzauber und magische Gesten. Das Moment des Tricks ist auch für Die ideale Filmerzeugung von nicht zu überschätzender Bedeutung: Der Filmstreifen selbst erscheint und agiert in diesem Animationsfilm als beseelter Akteur, die unterschiedlichen Stufen der Produktion werden in diesem, im wortwörtlichen Sinn ersten Science-Fiction-Film anschaulich gemacht. Der Manadrin hingegen verdeutlicht die unheimliche, bedrohliche Seite der Magie, bietet er doch eine faustisch anmutende Liebesgeschichte, in der die Wirklichkeit unter der Macht eines Liebeszaubers zerbricht. (Thomas Ballhausen) Musik: Vera Fischer (Flöten), Benedikt Leitner (Cello) «Kilo»: Markus Urban, Florian Bogner (Elektronik)

[Die Zaubereien des Mandarins] (1906/10, schwarzweiß) Produktion: Saturn-Film/Johann Schwarzer, Wien; Die ideale Filmerzeugung (1914, schwarzweiß, dt. Zwischentitel, 7 Minuten) Kamera: Ludwig Schaschek, Produktion: Sascha Filmfabrik A. Kolowrat (Pfraumberg/Primda); Der Mandarin/Il mandarino (1918, viragiert, italienische Zwischentitel, 59 Minuten) Regie: Fritz Freisler, Drehbuch: Fritz Freisler, Paul Frank, Darsteller: Carl Götz, Harry Walden, Grete Ruth, Hilde Radnay, Trude Merly, Cornelia Haszay, Nectar Flondor Produktion: Sascha Filmindustrie AG (Wien)

 

Credits
35 mm
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