Dokumentarfilme

LOST

Zoe Beloff
USA 1997
45 min
V'98

Lost ist kein Dokumentarfilm, sondern ein Dokument, das zwischen zwei einander entgegengesetzten Polen oszilliert: dem der gelebten Erfahrung und einem Versuch, kinematografische Parallelen zu philosophischen Konzepten wie Simultanität, Dauer und Erinnerung zu finden. Ich begann damit, die Straße vor meinem Haus verstehen zu wollen, Dinge, die ich jeden Tag "sehe", ohne sie wirklich zu sehen. Ich wollte einen Weg finden, Spontaneität auszudrücken, im Moment, geschnitten in der Kamera, improvisiert. Während ich drehte, fand ich mich in einem Spiel wieder: Ich versuchte, mir das Leben von Leuten vorzustellen, die ich auf der Straße sah, momentweise darzustellen, wie sie das Leben wahrnehmen. Um das auszudrücken, baute ich Filme, die von anderen gedreht wurden, ein. Ich sammle seit längerer Zeit Home Movies, mich inspiriert die Bedeutung, die sie dem "aufgenommenen Moment" geben, ungeschnitten, ohne die Einschränkungen von "Kunst", und mit der sie uns einen Einblick in privates Leben geben. In Lost habe ich Arbeiten von Jack Zelig eingebaut, eines 8mm-Amateurfilmers, der in den 40er Jahren in der Gegend lebte, in der ich heute wohne. Zentraler Gedanke ist das Konzept, dass die Gegenwart nie als solche erfahren werden kann, weil sie immer mit Erinnerung durchsetzt ist. In meiner Arbeit verbinden sich Erinnerungen um Räume herum. Meine Idee war die, das Material aus den 40er Jahren nicht als eine von den Bildern der Gegenwart getrennte Einheit zu betrachten, sondern ich verstand sie beide als "Geisteszustände", von denen jeweils der eine den anderen erklären könnte. Ich folge in meiner Arbeit Walter Benjamin, der Geschichte nicht anhand der großen Ereignisse zu begreifen versuchte, sondern anhand ihrer Randerscheinungen und Schnipsel, der Landschaft des Alltäglichen, die aufgegeben wird. Er sprach davon, ein Spektakel zu schaffen, nicht des erinnerten, sondern des vergessenen Lebens, hervorgehoben an genau jenem Moment, in dem es verschwindet. Es ist dieser "Abfall", den ich wieder zum Sprechen bringen will, auf meine eigene Weise: die Gegenwart mit Hilfe der Vergangenheit beleuchtend. (Zoe Beloff)

Credits
  • Zoe Beloff
  • Zoe Beloff
  • Matthew Gaddis
  • Zoe Beloff
  • Tom Cora
  • Jack Zelig
Zoe Beloff

Zoe Beloff

16 mm
bwcol
Related Movies