In unseren VIENNALE DAILIES werden Sie täglich zum Geschehen rund um das Festival informiert!
Zitat des Tages
I don't work in a collaborative way,
especially not with actors
(Albert Serra)
BRAUCHEN SIE NOCH FILMTIPPS? HIER EIN PAAR FILM-HIGHLIGHTS!
VIENS JE T’EMMÈNE
R: Alain Guiraudie
MI, 26.10. 18:15 Uhr: GARTENBAUKINO
Eigentlich gibt es nichts Aussichtsloseres als den Versuch, eine Prostituierte zu verführen. Guiraudie, der wackere Utopist aus Aveyron, jedoch meint es gut mit dem verschubsten Mittdreißiger Médéric; und seine Regiekollegin Noémie Lvovsky besiegelt als Sexarbeiterin Isadora dieses Glück mit entgegenkommender Üppigkeit. Allein, das kostenlose Liebesspiel wird gestört von der Fernsehnachricht eines womöglich islamistischen Anschlags in der Nachbarschaft. Das ist erst der Auftakt eines ernstheiteren Reigens, in dem Guiraudie das Zeitklima eines Frankreich einfängt, das von Rassismus und Vorurteilen zerrissen wird. Ein furioses Plädoyer, dem Anschein zu misstrauen. (Gerhard Midding)
COMA
R: Bertrand Bonello
MI, 26.10. 21:00 Uhr: STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS
DO, 27.10. 21:00 Uhr: FILMMUSEUM
Für Nizza sind 60 Grad im Schatten angesagt, auf die Straße gehen kann niemand mehr. Was tun? Zum Beispiel im Internet einer Influencerin namens Patricia Coma folgen. COMA, das ist Bertrand Bonellos Lockdown-Essay-Spielfilm, gewidmet seiner Teenager-Tochter, im Film stellvertretend verkörpert von Louise Labeque. Die sozialen Kontakte sind reduziert, der Internetkonsum steigt, das weckt Ängste. Ist der Wille der jungen Leute überhaupt noch frei? Gruppenchats handeln von Lieblingsserienmördern, Albträume führen in Limbus-Zwischenreiche. In der Puppenstube setzen Klischeefiguren Mini-Seifenopern in Szene. Gibt es noch Hoffnung? Immer. (Lars Penning)
CETTE MAISON
R: Miryam Charles
MI, 26.10. 11:00 Uhr: URANIA
DO, 27.10. 16:00 Uhr: URANIA
Charles’ dokumentarischer Essay umkreist die Wunde, die der gewaltsame Tod ihrer Cousine Tessa in das Leben ihrer Mutter gerissen hat. Dreiklänge strukturieren den Film: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft; Haiti, USA, Kanada; Verlust, Trauer, Entwurzelung. Nuancen der Traurigkeit und des Kummers werden ebenso ausgelotet wie das Trauma der Kolonialisierung. Geschehenes und Imaginiertes hinterlassen Spuren auf 16mm. Die Tote wohnt ihrer eigenen Beerdigung bei, führt Gespräche mit der Mutter und malt sich ihr nicht gelebtes Leben aus. Charles findet bestrickenden visuellen Ausdruck für die Sehnsucht der Toten nach dem Leben – und die der Lebenden nach dem Tod. (Maria Marchetta)
TERRA QUE MARCA
R: Raúl Domingues
MI, 26.10. 16:00 Uhr: METRO, HISTORISCHER SAAL
DO, 27.10. 13:30 Uhr: URANIA
Raúl Domingues schaut seiner Großmutter beim Bestellen ihres Landes im portugiesischen Leiria zu. Wie sie mit der Hacke die Erde lockert, Furchen zieht, in die hinein die Samenkörner gestreut oder die Setzlinge gesteckt werden, auf dass etwas wachse, das geerntet und gegessen werden kann oder konserviert und bevorratet. Es sind alte Hände, die da arbeiten, und sie führen aus Vorzeiten überlieferte Bewegungen aus; Bewegungen, die ebenso vom Aussterben bedroht sind wie die Art der Landbestellung, der sie dienen. Es gibt nicht nur die menschliche Zeit, sagt Domingues, und zeigt uns hier jene von Tier und Pflanze, die den Primat der Wertschöpfung nicht kennt. (Alexandra Seitz)
MIZU DE KAKARETA MONOGATARI
R: Yoshida Kijū
MI, 26.10. 20:30 Uhr: FILMMUSEUM
Der erste unabhängige Film von Yoshida nach seinem Ausscheiden aus dem Shōchiku Studio; ein Film über eine inzestuöse Mutter-Sohn-Beziehung. Matsutani Shizuo ist ein introvertierter Büroangestellter, der allein mit seiner schönen Mutter Shizuka lebt, die eine Affäre hat mit Hashimoto, einem der mächtigen Männer der Stadt. Shizuka und Hashimoto drängen Shizuo, Hashimotos Tochter Yumiko zu heiraten, von der Shizuo glaubt, dass sie seine Halbschwester ist. Durchsetzt mit Rückblenden und Traumsequenzen, die die Sehnsüchte der Protagonist:innen offenbaren, erforscht der in kühnen Schwarzweiß-Bildern gedrehte Film die sexuelle Psychologie einer ödipalen Familienbeziehung. (Roland Domenig)
EINIGE UNSERER GÄSTE HEUTE
Miryam Charles
Regisseurin von
CETTE MAISON
Laure Giappiconi
Schauspielerin in
UN ÈTÉ COMME CA
Clara Bretheau
Director of
LES AMANDIERS
Liv Henneguier
Schauspielerin in
LES AMANDIERS
Thomas von Steinaecker
Regie und Drehbuch von
WERNER HERZOG - RADICAL DREAMER
Werner Herzog
Regisseur von
THEATER OF THOUGHT
THE FIRE WITHIN:
A REQUIEM FOR KATIA AND MAURICE KRAFFT
Alain Guiraudie
Regisseur von
VIENS JE T'EMMÈNE
WAS PASSIERT HEUTE IM VIENNALE CLUB?
ab 21 Uhr: VINYL-BAR
ASMA AIAD (SALAM OIDA)
VIDEO DES TAGES
Regisseurin Ruth Beckermann (MUTZENBACHER) und Regisseur Albert Serra (PACIFICTION) diskutierten mit Moderatorin Andrea Braidt und dem Publikum ihre Arbeitsweisen und Gedanken in Hinblick auf genderspezifische Repräsentation im Kino.
VIENNALE PODCAST
Sexual healing? Mit Denis Côté