Fiction

DIE PUPPE

Ernst Lubitsch
DEU 1919
V'00

Ich würde sagen, dass Die Austernprinzessin, Kohlhiesels Töchter und Die Puppe die drei hervorragendsten Filmlustspiele waren, in denen ich in Deutschland Regie führte. (Ernst Lubitsch in einem Brief an seinen Biografen Herman G. Weinberg)
Die Restaurierungsabteilung veranlasste sofort eine vergleichende Sichtung mit den derzeit vorliegenden Versionen in internationalen Partnerarchiven - die Sensation war perfekt, als sich herausstellte, dass das Filmarchiv-Austria-Material, eine vollständige, durchgehend viragierte Nitrokopie mit originalen Zwischentiteln, die, soweit derzeit bekannt, weitbeste Fassung dieses Kinojuwels darstellt. Bei Haghe-Film, einem Speziallabor für die Umkopierung von Nitrofilmen im Amsterdam, wurden ein hochwertiges Sicherheitsnegativ und eine neue Vorführkopie gezogen. In nahezu gleicher Qualität wie bei der Premiere vor 80 Jahren kann nun bei der Welturaufführung dieser restaurierten Fassung der präzise getaktete und offensichtlich zeitlose Lubitsch-Humor wieder im Kino brillieren.
Den fulminanten Start besorgt der Regisseur persönlich. Nachdem er einer Spielzeugschachtel Landschaft und Figuren entnommen hat, wird alles hübsch aufgebaut und drapiert. Ein Hauch des Meisters - Lubitsch-Touch - und alles beginnt zu leben. Mit der berückenden Choreografie eines kinematografischen Marionettentheaters startet ein Feuerwerk an Gags und Pointen, leidenschaftlich vorangetrieben von der Kunst eines großen Puppenspielers. (Ernst Kieninger)
Ums Saufen, Fressen geht's, ums Geld, um Liebe und darum, dass die praktischste Frau eine Puppe ist. Diese hier ist weder seelenlos böse noch schicksalsgetrieben, lediglich ein wenig ungezogen und ungelenk. Ein Mäuschen genügt, um sie als lebendiges, ängstliches Mädchen zu entlarven. Zur ältesten Motivgeschichte dieser «Filmoperette» gehört die schamlose Lust an menschlichen Unzulänglichkeiten, an Fresssucht, Geiz, Geldgier. Ein ostentatives Desinteresse an psychologischer Motivation bestimmt die Filmszene. Lubitsch jongliert mit den uralten Spaßen des  Unterhaltungstheaters: plumpen Scherzen, unverblümten Sexualanspielungen, Überrumpelungskomik. Ein Dauerkontrast von märchenhafter Harmlosigkeit und bloßstellender Komik. Dass dieser Film die Zuschauer zu Kindern macht mit staunenden Augen, ist Aufforderung und  Versprechen einer jeden Märchenszene. Nur wer glaubt, hat etwas davon: vom Mädchen, das wie eine aufgezogene Puppe tanzt, vom Menschen, der an einem Bündel Luftballons emporschwebt, von Pferden, die verkleidete Menschen sind und eine Hochzeitskutsche ziehen. Das ausgestellte «Als-ob» des Films stört nicht die Faszination, sondern begründet sie. (Uta Berg-Gantschow)
 

Credits
  • Marga Köhler - Kapulethofers Ehefrau
  • Victor Janson
  • Ossi Oswalda
  • Hermann Thimig
  • Ernst Lubitsch
  • Hans Kräly
  • Theodor Sparkuhl
  • Filmarchiv Austria
Projektions-AG Union Berlin
35 mm
bw
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