Retro: Chantal Akerman

La RéGION CENTRALE

Michael Snow
Kanada 1971
190 min
V'11

Snow ließ eine speziell konstruierte Kameramaschine, einem Satelliten oder einer Sonde gleich, im unwegsamen Gelände einer kanadischen Gebirgslandschaft installieren. Auf einer speziellen Roboter- Konstruktion mit einem programmierbaren Schwenkarm montiert, zeichnete die Kamera auf sechzig Stunden Film die einförmige, ganz und gar unpittoreske Landschaft auf. Das Material wurde auf drei Stunden zusammengeschnitten, wobei nur dreißig Minuten Menschen «im Bild» sind. Ansonsten ist die Kamera in einer wilden, cinematischen Achterbahnfahrt auf sich selbst gestellt. 1969, also zwei Jahre vor den Dreharbeiten, kündigte Snow an, dass der Film La Région centrale eine «Art von absoluter Aufzeichnung eines Stücks Wildnis» werden wird. Er erwartete von der mechanischen Bewegung der Kamera, dass ihre Ergebnisse einer ersten rigorosen filmischen Dokumentation der Mondoberfläche entsprechen. Zugleich sollte es sich anfühlen wie die Aufzeichnung der «letzten Wildnis auf der Erde» – ein Film, der ins All mitgenommen werden könnte. «Ich komponierte die Kamerabewegungen und entwarf eine Partitur für den ganzen Film. Pierre arbeitete ein System aus, wie man mit Hilfe von Tonbändern die Befehle, sich nach einem bestimmten Schema zu bewegen, auf die Maschine übertragen konnte. Jede Richtung entspricht einer bestimmten Frequenz einer elektronischen Sinuskurve, die ihr zugeteilt ist. Das macht einen Tonbereich aus, der sich in fünf Teile zerlegen läßt, angefangen mit dem sehr hohen Bereich, von 10.000 Schwingungen pro Sekunde bis etwas siebzig. Die Information über die Geschwindigkeit wird mit Hilfe von langsamen oder schnellen Impulsen übertragen. Auf diese Weise wird der Klangumfang horizontal aufgeteilt, was ihn in mancher Hinsicht dem sichtbaren Raum gleichwertig und synchron macht; in anderer Hinsicht ergibt er einen Hintergrund. Dieser aufgeteilte, aber einfache Tonraum ist jedenfalls die Tonspur. Die Maschine kann mit einer Anlage von Skalen und Schaltern ferngesteuert werden. Die Beziehung zwischen Ton und Bild im Film bildet selbst eine eigene Welt. Ich habe nur einmal in die Kamera geschaut. Der Film wurde von der Maschine entsprechend der Planung selbst gemacht. Sie können sich vorstellen, daß ich sehr gespannt war, als der Film (circa 8 Stunden) schließlich in Montreal ins Kopierwerk kam.» Charlotte Townsend «Internationales Forum des jungen Films», Berlin 1974

Credits
Freunde der Deutschen Kinemathek Potsdamer Str. 2, 10785 Berlin, Deutschland, T 30 269 55 150 kw@fdk-berlin.de
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