Early Austrians

PROGRAMM 12: MELODRAM 2

AUT
72 min
V'09

Bruderzwist im Hause Leisthofer. Wenn zwei Männer um die Hand einer Frau buhlen, nehmen Filmgeschichten dramatische Formen an. Der Treuebruch schildert die Schicksale zweier Brüdern, die durch die Liebe zu einer Frau entzweit werden. Im Verlauf der Handlung setzt es Eifersuchtszenen, exotische Schauplätze, einen Schlangenbiss, Verfluchung, Ehefrauentod bei Geburt und Nervenfieber: «Mehr ‹Sensationen› in fünf Akten kann man kaum verlangen», meint lakonisch ein Kritiker über das Sittendrama. («Der Film», 14/1918) Das Leben einer Generation läuft wie in einem Zeitraffer ab, er gönnt den Protagonisten keine Zeit für psychologische Tiefe. Entsprechend holzschnittartig wirken die Figuren. Der Schuldbeladene wird von einem nur kurzen Glücksmoment ins Unglück und von dort zur nächsten Katastrophe gestoßen. Bis er am Boden liegt und von Neuem beginnen muss. Erst der nachfolgenden Generation wird es schließlich – im Inzest aufgehend – gelingen, die Brüder wieder zusammenbringen. An dieser Liebe ist nichts verwerfliches, stellt sie doch ein probates Mittel dar, materielles und immaterielles Gut in den Händen der Familie zu halten. Das Bemerkenswerteste an Der Treuebruch ist der große Anteil und die hohe Qualität der Außenaufnahmen. Regie und Kamera gelingt es, die Protagonisten symbiotisch mit den Landschafsbildern zu verweben und damit dem Film eine eigene Dimension zu verleihen. Produziert wurde der Film von der «Fabrikationsabteilung der Zentralstelle der Feldkinos», einer Abteilung des Kriegspressequartiers. Eigentlich würde man von dieser Stelle explizite Propagandafilme erwarten, doch hat sie stattdessen subtile, aber nicht weniger wirksame Unterhaltung als Ablenkung vom Kriegsalltag produziert. Erst als «Filmstelle des Kriegspressequartiers«» stellt sie eine größere Anzahl von Kriegsaufnahmen her. (Armin Loacker) Musik: Andreas Schreiber (Geige, u.a.), Fabian Pollack (Gitarre, u.a.)

Der Treuebruch (1917, schwarzweiß, dt. Zwischentitel) Regie: Karl Gerhardt; Drehbuch: Erwin Baron; Kamera: Josef Zeitlinger; Darsteller: Hermann Romberg, Ernst Stahl-Nachbaur, Erwin Baron, Erika Wagner, Julius Strobl, [Anny] Hacker, Margarete Witzmann, Hans Götz; Produktion: Fabrikationsabteilung der Zentralstelle der Feldkinos / Filmstelle des k. u. k. Kriegspressequartiers (Wien), 35mm/stumm, 72 Minuten

Credits
35 mm
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