Retro Varda/Demy

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Jacques Demy
FRA, USA 1968
92 min
V'06

Der Film nähert sich der Stadt - Los Angeles, 1968 - von der Peripherie her. Das Pärchen, das da in diesem Strandbereich (Venice) in einem Bungalow morgens aufwacht und sich ohne Arg ins Gesicht schaut, wird nicht mehr viel länger zusammensein. Es klingelt an der Tür - und zwei Angestellte einer Leasing-Firma wollen das Sportwagencoupé, das draußen steht, wegen nichtbezahlter Raten abholen. Gerade nochmal lässt sich - mit dem Versprechen bis drei Uhr am selben Tag 100 Dollar beizubringen - ein Aufschub erreichen. (Dieses amerikanische Venice ist goldgräberisch gestimmt, d.h. öde gemacht: Draußen, direkt neben dem Bungalow, arbeiten Ölpumpen, über die Gegend dröhnen startende und landende Flugzeuge.) George (Gary Lockwood), der junge Mann, macht sich also in seinem offenen Sportwagen, einem grünen MG, auf in die Stadt, macht mal (wie in einem Western) hier Station, mal dort bewegt sich mit seinem wendigen Fahrzeug so leicht und sicher durch die Straßen, dass man mit der Zeit wie in einen Wirklichkeits-Traum einzutreten beginnt, eingefangen wird von dieser schönen, so leicht erscheinenden Fahrbewegung, von diesem Licht, diesem Verkehr, diesen Geräuschen, dieser Offenbarung des frühsommerlichen Los Angeles. Jeder Fahrtabschnitt beginnt mit dem Griff zum Autoradio, d.h. die Stadtatmosphäre, das Einerlei des Verkehrs, das Vorübergleiten von Häusern, Reklameschildern, Läden, Tankstellen wird begleitet vom Wechsel der Musik. In ihrem Film über die Demoiselles de Rochefort macht Agnès Varda einmal darauf aufmerksam, wie Demy sich einen Pullover überstreift - welche Gelöstheit und Ruhe, mitten in den Dreharbeiten, das ausstrahlt. Es ist diese Art Körperlichkeit, die sich den gefilmten Fahrbewegungen unmittelbar mitzuteilen scheint oder aus ihnen herauskommt. Und sichtbar wird ein Los Angeles, wie man es noch nie gesehen hat, wenn man es nur als Staffage für ein Melodram oder einen Gangsterfilm aus Hollywood kennt. (Einzig San Francisco, wie Hitchcock es in Vertigo zeigt, fällt einem als vergleichbares «Erscheinen» einer Stadt ein.) Johannes Beringer

Credits
  • Anouk Aimée - Lola/Cécile
  • Gary Lockwood
  • Alexandra Hay
  • Carol Cole
  • Tom Fielding
  • Severn Dardern
  • Neil Elliott
  • Jacqueline Miller
  • Duke Hobbie
  • The Spirit
Columbia Pictures
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