Retro Warhol

HENRY GELDZAHLER

Andy Warhol
USA 1964
99 min
V'05

Am Sonntag, den 26. Juli 1964, nutzte Warhol die gemietete Auricon-Kamera und zwei 360-Meter-Rollen Tri-X-Negativfilm, die beim Drehen von Empire in der Nacht zuvor übrig geblieben waren, um dieses 99-minütige stumme Porträt seines Freundes Henry Geldzahler anzufertigen, der zu dieser Zeit Kurator für zeitgenössische Kunst im Metropolitan Museum of Art in New York war. Bis zu einem bestimmten Grad ist Henry Geldzahler schlicht und einfach eine in die Länge gezogene Probeaufnahme ein Experimentieren mit dem ausgedehnten Filmporträt, ermöglicht durch die Filmausrüstung, die Warhol dieses Wochenende ausgeliehen hatte. Darüber hinaus ist Henry Geldzahler jedoch, wie auch Empire, einer von Warhols pursten Minimalfilmen, in denen das Medium in seine bloßen Bestandteile zerlegt wird in eine extrem lange, einzelne Einstellung, aufgenommen von einer feststehenden, stummen Kamera um eine künstlerisch gründliche, formale Arbeit zu erlangen. Geldzahlers eröffnende Pose auf der Couch der Factory weist eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Picassos 1906 angefertigtem Porträt von Gertrude Stein auf jenem bekannten Gemälde, das im Metropolitan Museum, in dem er Kurator war, ausgestellt war. Auf beiden Porträts wird die solide Gestalt der bzw. des Sitzenden, formal aufgestellt mit der Hand an der Hüfte, durch die Kurve eines ebenso soliden Möbelstücks auf einen Thron erhoben. Diese Ähnlichkeit ist so deutlich, dass sie eine beabsichtigte Referenz von Warhol gewesen sein kann und als solche als Warhols Hommage an Geldzahler gelesen werden kann, dessen Verhältnis zu Warhol als Förderer und Unterstützer seiner künstlerischen Laufbahn jenes von Stein und Picasso anklingen lässt. Callie Angell, «The Films of Andy Warhol: Part II», Whitney Museum of American Art, N.Y. 1994

Credits
  • Henry Geldzahler
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