Spielfilme

EM/ENBAMINGU

Shinji Aoyama
J 1999
96 min
V'00

Zuerst wird ein Kopf abgeschnitten, dann findet man die Leiche einer Frau, und alles endet in einem blutigen Tanz der Messer. Das ist selbstverständlich für einen Horrorfilm; ebenso klar ist, dass das alles purer Pake ist. Oder gibt es jemanden, der wirklich glaubt, Janet Leigh sei in Psycho erstochen worden? Horrorfilme behaupten ihre anhaltende Popularität durch das Spiel zwischen dieser «Falschheit» und der Realität, indem sie ein ungläubiges Staunen erzeugen, das uns erlaubt, das Blutvergießen zu genießen, während wir doch in Wirklichkeit wissen, dass das alles «nicht echt» ist. Was aber macht man mit einem Horrorfilm, der uns erst gar nicht denken lassen will, dass die Geschehnisse «echt» sind? Diese Frage stellt sich, wenn man EM/Enbamingu sieht. Wie der drastische B-Film-Titel erwarten lässt, ist dieser Thriller voll des grausigen Exzesses, aber man will uns kaum überzeugen, dass das tatsächlich passiert. Die Geschichte selbst bewegt sich an der Grenze zum Komödiantischen: Miyako Murakami ist Spezialistin für das Einbalsamieren von Leichen. Ihr Freund, der Polizeiinspektor Hiraoka ruft sie zu Hilfe, als der Leichnam des 17-jährigen Yuki Shindo gefunden wird, der offensichtlich Selbstmord begangen hat und der Sohn eines prominenten Politikers ist. Doch nachdem Miyako die Leiche präpariert hat, dringt jemand in das gerichtsmedizinische Institut ein und stiehlt Yukis Kopf. Die Nachforschungen führen in verschiedene Richtungen: zu einer Organisation, die mit Körperteilen handelt, zu einem mächtigen religiösen Kult, geleitet von einem ehemaligen Arzt, der hofft, menschliche Persönlichkeiten wie Computer «neu starten» zu können, zu Doktor Fuji, einem illegalen Einbalsamierer, der möglicherweise Miyakos Vater ist, zu einem Mädchen mit einer multiplen Persönlichkeit, die nicht nur Yukis Geliebte war, sondern auch die seines geheimen Zwillingsbruders Kuniaki. Und so weiter. Alles endet in einem Ausbruch von Untreue, Inzest, Korruption, Verstümmelung und
Mord, aber unter Aoyamas distanzierter Regie bleibt alles so falsch wie nur irgend denkbar, von der langen Einbalsamierung Yukis bis zu Doktor Fujis mobilem Präparationsraum bis zu den Hintergrundprojektionen, die in manchen Szenen mit Autofahrten verwendet werden.
Es scheint, dass Aoyama sich von der jüngsten «Welle» japanischer Horrorfilme (eingeleitet von The Ring und The Spiral) abheben will. So interessant einige dieser Filme waren, die meisten boten nur Spektakel ohne Substanz. Aoyama weigert sich, dieses Spiel mizuspielen. Andere mögen versuchen, uns zu überzeugen, dass gerade jemand getötet wurde. Aoyama erinnert uns, dass der Tod im Kino, sieht man von raren Dokumentarfilmen ab, unmöglich ist, und dass wir alle das wissen. (Aaron Gerow)
 

Credits
  • Reiko Takashima - Miyako Murakami
  • Yutaka Matsushige - Detective Hiraoka
  • Hitomi Miwa - Rika Shinohara
  • Shinji Aoyama
  • Izo Hashimoto
  • Masaki Tamura
  • Fusao Yuwaki
  • Shinji Aoyama
  • Soichi Ueno
  • Isao Yamada
  • Shinji Aoyama
  • Hitoshi Shiato
Gaga Communications

Bitters End Inc.

35 mm
col
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