AMOUR RUE DE LAPPE

Rue de Lappe ist eine Straße in Paris in einer Gegend, in der traditionellerweise vor allem Einwanderer leben. Denis Gheerbrant, einer von Frankreichs profiliertesten Dokumentarfilmern, zieht allein mit seiner Kamera und seinem Cassettenrecorder los und berichtet von den Hoffnungen, den Träumen, den Liebesgeschichten, den Enttäuschungen und ihrer Einsamkeit. Er zeigt uns eine eigene Welt mitten im Herzen von Paris.
"Was machen Sie? Dokumentarfilme? (Du cinema documentaire)?" Wenn mein Gesprächspartner schwerhörig ist, versteht er "Comment faire (wie schweigt man)". In dem Fall ist es einfach. Aber im allgemeinen lautet die einzige Erklärung, die ich finde, "ich mache Filme über das Leben von Leuten". Sofort schaut mich mein Gegenüber zweifelnd - "Was heißt, das Leben der Leute" - oder ein bißchen beunruhigt an - falls ich am Ende gar ihn filmen wollte!
Am Anfang war ich überzeugt, daß die anderen "wußten", denn wenn man ihnen zusah, wirkte es ganz so, als stünden sie im "wirklichen Leben". Und je mehr ich beobachtete, um verstehen zu können, wie sie es machten, umso mehr war ich natürlich draußen. Und mit einer Kamera wurde das auch nicht besser. Bis zu dem Tag, an dem ich umdachte. Es hängt sicher mit einem Film namens Et la vie zusammen. Und seither hält es an, und ich hoffe, es bleibt noch lange so. Ich habe also mein Leben betrachtet und mir gesagt, daß es wohl mein Leben sein mußte, das Leben der anderen zu filmen. Und ich mußte zugeben, daß ich nicht mehr und nicht weniger wußte als sie. Seither ist es wirklich viel einfacher: Wir suchen gemeinsam das, was wir wissen. (Denis Gheerbrant)