V'08 FESTIVALINFO

HAUPTPROGRAMM
Mit 92.100 ZuseherInnen gelang der Viennale 2008 nur ein leichter Zuwachs der Besucherzahlen.Das Rekordergebnis des letzten Jahres hatte 91.700 BesucherInnen betragen.

Aufgrund der höheren Anzahl an gebotenen Vorstellungen sank  die Auslastung von 79,20% auf 76,80% bei der Viennale 2008. Von den 332 Kinovorstellungen waren mit 116 etwa jede dritte ausverkauft. Der Vergleich der Auslastung von Spielfilmen und Dokumentarfilmen im aktuellen Programm blieb  in etwa ausgeglichen.

 

TRIBUTES & SPECIALS
Unter den Tributes und Specials war das Franz Schwartz gewidmete Sonderprogramm mit Filmen aus dem Verleih des Stadtkinos aus den letzten 27 Jahren ein Überraschungserfolg. Ein weiteres Tribute mit einer Reihe von großen Musikfilmen im Gartenbaukino war Bob Dylan gewidmet.

Als einer der Höhepunkte der Viennale 2008 gelten jene besonderen Abende, die das Festival ihrem Ehrengast Werner Schroeter widmete. Darunter die Präsentation von MALINA in Anwesenheit von Isabelle Huppert, der Galaabend mit Schroeters neuem Film NUIT DE CHIEN im Gartenbaukino, und nicht zuletzt das ausverkaufte Konzert von Ingrid Caven im Akademietheater.  
RETROSPEKTIVE - Eine Stadt im Film
Als Fixpunkt im Programm der Viennale gilt die jährliche Retrospektive, die gemeinsam mit dem Österreichischen Filmmuseum realisiert wird. Die Retrospektive 2008 unter dem Titel «Los Angeles – Eine Stadt im Film», kuratiert vom amerikanischen Filmemacher und Autor Thom Andersen, erlebte ein großes Publikumsinteresse.  
AUFTRAGSARBEITEN

Wichtiger Bestandteil dieser Viennale waren zudem die beiden eigens für das Festival in Auftrag gegebenen Filmarbeiten: der von Jean-Luc Godard gestaltete Viennale-Trailer UNE CATASTROPHE, sowie die Videoarbeit von Jem Cohen EMPIRES OF TIN.

 

V'08 Trailer

JEAN-LUC GODARD: UNE CATASTROPHE

Um sichtbar zu machen, wie Geschichte funktioniert und warum die Menschheit, zum Schönen begabt, so bereitwillig an der (unschönen) eigenen Abschaffung arbeitet, muss man nur kurz die Perspektive wechseln. Das ist Jean-Luc Godards Trick: Er kann die Politik von der Kunst nicht trennen, weil er das eine im anderen wiedererkennt. Er zeigt, dass Hawks mit Marx zu tun hat und die Shoah mit Bach. UNE CATASTROPHE, Godards Trailer für die Viennale 2008, ist – in diesem Sinne – eine Arbeit äußerster Verdichtung, dabei aber völlig abgeklärt, als verfüge sie über alle Zeit der Welt.

Gehalten im Stil des Godard’schen Opus magnum, der HISTOIRES DU CINÉMA, führt die kunst- und filmhistorische Mini-Assemblage von einem dramatischen Augenblick aus Eisensteins PANZERKREUZER POTEMKIN (1925) über giftfarbene Videokriegsbilder zu einer in Superzeitlupe zerdehnten Kussszene aus der berühmten Berlin-Romanze MENSCHEN AM SONNTAG (1929). Im Ton dazu: das Stöhnen auf- und zuschlagender Tennisspielerinnen, ein plattdeutsches Liebesgedicht («Dat du min Leevsten büst») und der Beginn aus Robert Schumanns Klavierzyklus «Kinderszenen».

UNE CATASTROPHE ist resignativ, aber nicht ganz ohne Hoffnung: Die Liebe ist, vom Krieg aus gesehen, über die Abwege der Kunst in 63 Sekunden zu erreichen.

JEAN-LUC GODARD: UNE CATASTROPHE
F 2008, 1 Minute
35mm/1:1,33/Farbe

Realisation Jean-Luc Godard
Produktion Jean-Luc Godard im Auftrag der Viennale
Weltrechte Viennale, Siebensterngasse 2, 1070 Wien, T +43 1 526 59 47, office@viennale.at
Weltvertrieb Sixpack Film, Neubaugasse 45/13, 1070 Wien, T +43 1 526 09 90, office@sixpackfilm.com

JEAN-LUC GODARD
Geboren 1930 in Paris. Ethnologiestudium. Filmkritiker, später Mitinitiator und Hauptvertreter der Nouvelle Vague. Die Viennale widmete ihm 1998 eine Retrospektive.
Filme (Auswahl): À BOUT DE SOUFFLE (1959), LE MÉPRIS (1963), PIERROT LE FOU (1965), SAUVE QUI PEUT HLA VIEJ (1980), TOUT VA BIEN (1972, gemeinsam mit Jean-Pierre Gorin), FOR EVER MOZART (1996), THE OLD PLACE (1999), ELOGE DE L’AMOUR (2001), NOTRE MUSIQUE (2004), FOUR SHORT FILMS (2006), VRAI FAUX PASSEPORT (2006), REPORTAGE AMATEUR MAQUETTE EXPO HDOCUMENTARYJ (2006), TRIBUTE TO ÉRIC ROHMER HSHORTJ (2010), FILM SOCIALISME (2010).

V'08 SUJET

Sujet der Viennale 2008

Konzept und Realisation: Rainer Dempf
© Viennale

V'08 GÄSTE

Den speziellen Charakter eines Filmfestivals machen auch die Gäste aus, die ihre Arbeiten persönlich dem Festivalpublikum präsentieren. Auch in diesem Jahr konnte die Viennale viele wichtige und spannende Persönlichkeiten des Weltkinos begrüßen.
129 RegisseurInnen und SchauspielerInnen waren zu Gast bei der Viennale 2008. So kamen unter anderen diese Filmemacher, um ihre Arbeiten zu

Isabelle Huppert, Viennale 2008
präsentieren und für Publikumsgespräche und andere Veranstaltungen zur Verfügung zu stehen: Khavn, Aysun Bademsoy, Jean-Claude Rousseau, Jacques Doillon, Arnaud Desplechin, Christian Petzold, Kelly Reichardt, Luc Dardenne, Gopalakrishnan Adoor, Joseph Strick und Murray Lerner. Bekannte Musiker wie Garth Hudson oder Vic Chesnutt zählten ebenso zu den Gästen wie die Schauspielerinnen Isabelle Huppert, Jeanne Balibar, Amira Casar oder Arta Dobroshi. Die Filmemacher John Gianvito und Miguel Gomes, denen die Viennale jeweils ein Special Program widmete, folgten ebenfalls der Einladung nach Wien.

Miguel Gomes, Viennale 2008
MIGUEL GOMES
Geboren 1972 in Lissabon. Filmstudium an der Escola Superior de Teatro e Cinema (ESTC). Arbeitet als Filmkritiker für portugiesische Tageszeitungen und publiziert verschiedene Arbeiten über Filmtheorie. Erster Langfilm 2004 mit A CARA QUE MERECES. Kurzfilme (Auswahl): ENTRETANTO (1999), INVENTÁRIO DE NATAL (2000), 31 (2002), KALKITOS (2002).
 

Arnaud Desplechin, Viennale 2008
ARNAUD DESPLECHIN
Geboren 1960 in Roubaix, Frankreich. 1984 Abschluss am Pariser IDHEC im Fach Regie und Kamera. Seine Filme werden mehrfach ausgezeichnet. Filme (Auswahl): LA SENTINELLE (1992), COMMENT JE ME SUIS DISPUTÉ ... (MA VIE SEXUELLE) (1996), ESTHER KAHN (2000), LÉO – EN JOUANT «DANS LA COMPAGNIE DES HOMMES» (2003), ROIS ET REINE (2004).

 

WERNER SCHROETER

Geboren am 7. April 1945 in Georgenthal (Thüringen), aufgewachsen in Bielefeld und Heidelberg, studiert ab 1966 zunächst drei Semester Psychologie in Mannheim und wechselt an die Hochschule für Fernsehen und Film in München, die er jedoch bereits nach wenigen Wochen wieder verlässt. 1968 realisiert Schroeter eine Reihe von Filmen: zunächst kurze Etüden auf 8mm, schließlich seine auf 16mm gedrehten Langfilme NEURASIA und ARGILA. Beide laufen mit großem Erfolg auf der Hamburger Filmschau 1969. Ein erster Durchbruch gelingt Schroeter noch im gleichen Jahr mit seinem dritten Langfilm EIKA KATAPPA, für den er im Oktober 1969 bei der Internationalen Filmwoche Mannheim den Josef von Sternberg-Preis erhält. Seit 1972 arbeitet Werner Schroeter neben seiner filmischen Tätigkeit auch am Theater. Ab Mitte der achtziger Jahre werden die Abstände zwischen seinen filmischen Arbeiten immer länger. Wenn Schroeter jedoch neue Werke präsentiert, werden stets mit großem Interesse aufgenommen. So wird seine Elfriede Jelinek-Verfilmung MALINA(1991) mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle in Cannes uraufgeführt und erhält unter anderem Deutsche Filmpreise in den Kategorien Bester Film und Beste Regie. Werner Schroeter verstarb am 12. April 2010 in Kassel.

 

WIENER FILMPREIS

Im Jahr 2008 ging der Wiener Filmpreis an:

EIN AUGENBLICK FREIHEIT
Arash T. Riahi, A/F/Türkei 2008

Jury: Andrea Braidt, Dimitré Dinev, Michael Kerbler, Ernst Molden, Sylvie Rohrer.

V'08 FOTOS

Hier eine Auswahl der schönsten Fotos der Viennale 2008.

V'08 RAHMENPROGRAMM

Alexei Pelekanos
EVENTS ZENTRALE
Neben Parties und Live-Konzerten sorgten verschiedenste DJs für die musikalische Unterhaltung in der Viennale Zentrale im Dachgeschoß der Urania. Auch die beliebte Reihe «FilmemacherInnen an den Plattentellern» wurde fortgesetzt. Thom Andersen, Christoph Girardet, Khavn, Tina Leisch, Pierre Léon, Renaud Legrand, Ari Libsker, Mike Ott, Gastón Solnicki und Eva Stotz wagten sich an die Turntables.

Alexei Pelekanos
LECTURES UND DISKUSSIONEN
Tagsüber standen in der Viennale Zentrale Diskussionen und Gesprächen mit Festivalgästen auf dem Programm. Die BesucherInnen konnten mit Thom Andersen, Händl Klaus, Roee Rosen, Murray Lerner oder Ari Libsker ihre Filmerfahrungen reflektieren und diskutieren. Zu den Höhepunkten zählten die Gespräche mit Werner Schroeter und Garth Hudson.

PREMIEREN UND GALAS
Im Gartenbaukino fanden zahlreichen nationalen Filmpremieren mit prominenter heimischer Besetzung (März, In die Welt, Let’s Make MONEY) statt. 
Tiefen Eindruck hat die Gala zu Ehren von Werner Schroeter hinterlassen. Ausgewählte Wegbegleiter wie Ingrid Caven, Peter Kern oder Wolf Wondratschek gestalteten den Abend für und mit Werner Schroeter.

EMPIRES OF TIN - Uraufführung, Live-Konzert und DVD Präsentation
2007 lud die Viennale den Filmemacher Jem Cohen dazu ein, einen Live- Abend mit Film und Musik zu gestalten. Inspiriert von Joseph Roths Roman Radetzkymarsch untersuchte Cohen Parallelen zwischen dem Niedergang der Österreich-Ungarischen Monarchie und den gegenwärtigen USA. Ein eigenständiger Film entstand aus den Mitschnitten des Live Abends, der bei der Viennale 2008 seine Uraufführung erfuhr. Im Anschluss wurde im Rahmen eines Live Konzertes von Vic Chesnutt die DVD zu Empires of Tin präsentiert.

Alexander Tuma
EXPOSURE CHECKS - Eine Fotoausstellung von Ed Lachman
Um Kontraste und Licht besser beurteilen zu können, verwendet der Kameramann Ed Lachman am Set Schwarzweiß-Polaroids. Auch bei seiner Arbeit mit Todd Haynes an I'M NOT THERE entstanden etliche Polaroidaufnahmen. Eine Auswahl dieser funktionellen, jedoch durch ihre Nähe zu den SchauspielerInnen faszinierenden Fotoarbeiten stellte Lachman erstmalig der Viennale für eine Fotoausstellung mit dem Titel «Exposure Checks» zur Verfügung. Die Ausstellung war während des Festivals im Foyer des Gartenbaukino zu sehen.