W TOJ STRANE

In einem Dorf im Norden Russlands. Menschen, die Krieg und Not gezeichnet hat, Menschen voller Würde. Der Hirte Nikolaj Skuridin ist einer von ihnen, ein ruhiger, zurückhaltender Mann, der am liebsten mit den Pferden und Kühen spricht, ihnen seine Zweifel und seine Bitterkeit anvertraut. Er leidet unter seiner Frau und der Schwiegermutter. Beide verachten ihn und können manchmal auch handgreiflich werden. Da widerfährt Nikolaj ein ungeahntes Glück: Er soll endlich eine Kur machen, sich in einem Sanatorium ärztlich behandeln lassen. Dazu muss er in den Süden fahren, quer durch das ganze Land. Anfangs wollen ihn die beiden Frauen nicht reisen lassen, es kommt zu einer Reihe komischer Interventionen. Doch je näher der Abfahrtstermin rückt, desto ruhiger wird es im Haus. Ein ungewohnter Frieden kehrt ein, der jedoch nicht lange währt, denn eine einflussreiche Person erhält statt seiner den Platz im Sanatorium. Wenig später muss Nikolaj ins Krankenhaus, Diagnose: Magendurchbruch. Um diese Geschichte herum entwirft Lidija Bobrowa mit ungewöhnlicher Kraft und Direktheit ein facettenreiches Bild des Dorflebens, der meist dem Wodka verfallenen Männer und der temperamentvollen Frauen, denen manchmal nichts anderes übrig bleibt, als sich mit einem ehemaligen Sträfling zu verbinden, wenn sie sich nicht mit einem der Säufer einlassen wollen. W toj strane ist das kritische Bild einer kleinen Gemeinschaft, die zu allen Zeiten vom gesellschaftlichen Wandel ausgeklammert blieb.

Die Dörfer im Norden haben den Krieg nur dank der Frauen überstanden. Und das ganze Land hat in vieler Hinsicht aufgrund dieser zweiten Front, der "Weiberfront", überlebt. Fjodor Abramov hat geschrieben, dass die zweite Front nicht von den Amerikanern, nicht von den Engländern, sondern 1942 von den Russinnen eröffnet wurde, als die russischen Frauen die Funktion der geistigen und moralischen Stütze der Dörfer übernahmen. Die Frauen - dramaturgisch gesehen ist ihre äußere Erscheinung interessanter: Sie prügeln, sie schreien, sie toben sich aus, sie tanzen. (Lidija Bobrowa)