Das Kino des Jacques Rivette

STROMBOLI

GBR 1997
10 min
V'02

Ich habe versucht, mir das Leben dieser lettischen Frau dort vorzustellen groß und stolz schreitet sie auf dieser Insel des Feuers und der Asche zwischen den kleinen dunkelhäutigen Fischern und den blassen, von zahlreichen Geburten erschöpften Frauen einher. Es gibt kaum eine Verständigungsmöglichkeit für sie dort, nicht einmal mit dem Mann, der sie aus dem Lager herausgeholt hat. Als sie einander in die Augen sahen, erkannten sie ihre Seelen. Sie hatte in seinen unruhigen, intelligenten Augen einen einfachen, starken und zärtlichen Mann entdeckt. Sie ist ihm gefolgt im Glauben, ihren Retter gefunden zu haben, der ihr nach all den Jahren der Flucht und Angst Geborgenheit und eine neue Heimat geben würde. Aber stattdessen ist sie auf dieser wilden, vom Vulkan geschüttelten Insel gestrandet, wo die Erde schwarz ist und die See schäumt und lärmt. Und der Mann neben ihr ist in Wirklichkeit kein Held, sondern wehrlos der Verzweiflung und dem Lebenskampf ausgesetzt wie ein Tier. Sogar der Gott, dem die Leute dienen, scheint sich von ihrem zu unterscheiden. Wie lässt sich der Gott, zu dem sie als Kind gebetet hat, mit diesen vielen so unterschiedlichen Heiligen vergleichen? Die Frau versucht, gegen ihr Schicksal anzukämpfen, sie wehrt sich, sie hat nicht überlebt, um auf dieser Insel dahinzuvegetieren. Voller Verzweiflung hofft sie auf ein Wunder, das sie retten soll. Und plötzlich versteht die Frau den Wert der ewigen Wahrheit, die das menschliche Leben bestimmt: Sie versteht, wie stark derjenige ist, der nichts besitzt, und dass in ihm die Kraft ruht, die uneingeschränkte Freiheit schenkt. Ein tiefes Glücksgefühl ergreift ihr Herz, eine ungeheure Freude am Leben. Roberto Rossellini in einem Brief an Ingrid Bergman.

Credits
Dan Films

Dan Films

16 mm
bwcol
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