RIEN SUR ROBERT

Nichts im Leben bleibt ungestraft. Didier hat einen Film verrissen, den er gar nicht gesehen hat, seither verfolgt ihn Unbill aller Art. Seine Freundin Juliette schläft mit einem anderen, bei einer Tasse Espresso berichtet sie Didier von den Freuden des Analverkehrs. Bei einem Abendessen, zu dem Didier gar nicht wirklich eingeladen war, wird er rhetorisch exekutiert, und als ob das alles nicht genug wäre, ist der erfolgreiche Essayist Jeröme Sauveur wie der Igel in der Fabel immer schon vor Didier da.
Luftige Figuren, die sich in ihren eigenen Widersprüchen verheddern: Es "rohmert" ein wenig in dieser Intellektuellen-Satire von Pascal Bonitzer, aber wo Eric Rohmer seine feingewirkten Seelen behutsam aus ihrem Netz befreit, läßt Bonitzer sie ins Messer
laufen. Rien sur Robert beschert seinen Charakteren keinen Moment des Glücks. Selbst der beliebteste Topos der romantischen Intrige - Durchbrennen aus Liebe wird zum Alptraum, und auf blühenden Bergwiesen wälzt sich eine schöne Frau in suizidalen
Krampten. All das wird hochmusikalisch und anspielungsreich erzählt. Bonitzer berichtet aus dem Inneren eines Milieus, das er wie kein anderes kennt, Wie schon in seinem Regiedebüt Encore variiert er das Thema des Mannes, der sich umzingelt fühlt
von den Absichten der Frauen. Ein Angsthase des Alltags, die Paraderolle des Schauspielers Fabrice Luchini, So verschreckt sah man ihn zuletzt als Hypochonder in Claude Leiouchs Männer, Frauen - Gebrauchsanweisung. Wie durch ein Wunder entkommt er auch hier, und am Ende sehen wir seine einzige Heldentat: ein ungelegenes "Ich liebe dich nicht" am Krankenhausbett einer Frau. (Christina Bylow)