Franz Schwartz

La PROMESSE

Versprechen
Jean-Pierre Dardenne / Luc Dardenne
B 1996
93 min
V'08

Wie selten es ist, dass man im Kino einfach nur zusehen kann, wie die Menschen arbeiten, daran erinnert La Promesse zuerst: Wie die Menschen sich bewegen, wie sie miteinander und mit sich selbst umgehen, wenn die Tage nicht speziell, sondern wie alle Tage sind. Den Helden des Films, den jungen Igor, lernt man hier kennen, indem man ihn beim Tanken, beim Stehlen, beim Schweißen und beim Bauen zusieht: bei Aktivitäten die sein Leben, sein Über leben - in der materiellen und physischen Abhängigkeit - definieren. Bilder von der anderen, der eigentlichen Arbeit Igors folgen wenig später, nach einer kurzen Autofahrt durch Liège, eine unwirtliche belgische Stadt aus Beton und altem Metall, über der das Grau und die Kälte liegen: Mit seinem Vater Roger holt er eine Gruppe illegaler Immigranten ab, denen man gegen viel Geld eine neue Heimat und eine passable Wohnung versprochen hat. Was sie kriegen, sind Zellen eines desolaten Hauses. (...) Luc und Jean-Pierre Dardenne arbeiten seit gut zwanzig Jahren an dokumentarischen Bildern und Tönen. Sichtbar jedenfalls sind in ihrer Arbeit die Spuren des Dokumentarischen geblieben, das sie auch im Fiktiven nicht aus den Augen lassen: La Promesse ist als geschriebener und gespielter Film entstanden, aber in ihm verschwindet das Wirkliche nicht vollständig hinter dem Erfundenen. Es ist, als ob es in diesem Film zwei Visionen gäbe, die man solange übereinander gelegt und gegeneinander verschoben hat, bis sie annähernd ununterscheidbar geworden sind: Die Vision eines Dramas, wie es sich zutragen könnte (im richtigen Leben), und die Vision eines Milieus, wie es real existiert. (...) Luc und Jean-Pierre Dardenne erzählen die Dinge nur halb - und sprechen dabei doch unablässig über die ganze Sache. Die Unmenschlichkeit, das stellt La Promesse klar, ist - wie die Wirklichkeit an sich - nur so zu behandeln und nachzustellen: mit kühlem Blick, in der Zertrümmerung des Anspruchs auf psychologische Vollständigkeit. (Stefan Grissemann, Stadtkino-Programm Nr. 311)

Credits
  • Jérémie Renier - Igor
  • Olivier Gourmet - Roger
  • Assita Ouédraogo - Assita
  • Rasmané Ouédraogo - Hamidou
  • Frédéric Bodson - Tankstellenbesitzer
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