V'20 Retrospektive: Recycled Cinema
Retrospektive

Pression

Ljubomir Šimunić
Jugoslawien 1975
15 min
V'20

Die herkömmlichen Pornos unserer Zeit kommen schnell zur Sache und zeigen möglichst deutlich die Geschlechtsorgane beim Sex, ihr vorrangiger Zweck ist eine (vermeintlich) gute Wichs- /Masturbationsvorlage zu sein. Naturgemäß bilden sie auch die Machtverhältnisse innerhalb der Gesellschaft ab, das Vergnügen der Frauen und Lesbierinnen wird im Heteroporno nicht selten zweifelhaft und unglaubwürdig dargestellt. Diese sozialen Ordnungen gilt es zu hinterfragen (Ahwesh, Uman, Child), ebenso wie die Tabus und Scham, die Praktiken und Imaginationen von befriedigender Sexualität anhaftet, die (selbst heute noch) mit Ächtung und Strafen belegt werden können. Die Ängste, die aus Verboten der Homosexualität resultieren, hat der kürzlich viel zu früh verstorbene Luther Price mit seinem Film SODOM alptraumhaft visualisiert. 
In den Archiven und privaten Haushalten lagern aber auch Beispiele der Pornographie, die erfinderisch ein Spiel der Erotik und der Freude an der gegenseitigen Erregung inszenieren. Jene raren Exemplare enthüllen mit den Spuren des fortgeschrittenen Alters, der Zersetzung und Verfärbung des Filmmaterials und der Bearbeitung durch die Künstler*innen eine Hinwendung zur Schönheit des Film-/Videomaterials selbst. Dass der explizite Inhalt der Filme oft weggelassen oder halb verdeckt wird, erhöht die voyeuristische Erwartung des Zuschauers, der die Leidenschaft zwar in den Gesichtern oder Bewegungen sieht, der eigentliche Akt aber bleibt der Fantasie überlassen. (Brigitta Burger-Utzer)

Today’s conventional porn films get down to business really quickly, concentrating on explicit views of the sexual organs during intercourse. Their primary goal is to serve as (putatively) ideal jerkoff material. Naturally, they also reproduce the power relations that characterize society: in straight porn movies, the pleasure of women and lesbians is often depicted in a dubious and implausible manner. This social order needs to be challenged (as in the films of Ahwesh, Uman, and Child), and the same goes for the taboos and shame connected with the practice and imagination of certain forms of satisfying sex that are often ostracized and punished to this day. The fears which result from the ban of homosexuality have been transformed into a visual nightmare by Luther Price, who died recently and much too early. 
But in film archives – and private collections – one can also find examples of pornography inventively dealing with playful eroticism and mutual arousal. With advanced age, these rare specimens of erotic filmmaking also reveal the beauty of the film and video material itself thanks to discoloration and decomposition as well as the artistic interventions of the filmmakers appropriating the footage. The voyeuristic expectations of the viewers are heightened as explicit content is often omitted or partially obscured, so all that remains to be seen is the passion in the faces or movements while the actual sexual acts can only be imagined. (B.B.U.)

Alle Retrospektiven-Filme, die nach der Viennale – ab dem 2.11. – im Filmmuseum gezeigt werden, können selbstverständlich auch wie gewohnt auf www.filmmuseum.at oder unter Tel. 01/533 70 54 reserviert und an der Kassa des Österreichischen Filmmuseum gekauft werden. Es gelten die Preise des Filmmuseums.

Credits
Print courtesy of Academic Film Center Belgrade
DCP
Farbe
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