Spielfilme

NÓI ALBINOI

Dagur Kari
Island, DEU, GBR, DK 2002
95 min
V'03

Nói, ein eigensinniger Außenseiter, lebt mit seiner Großmutter in einem abgelegenen Städtchen an einem Fjord im äußersten Norden Islands. Nói lässt sich vom Leben treiben, unbeeindruckt von der Schule oder den übrigen Dorfbewohnern. Umschlossen von hohen Bergen und im Winter monatelang eingeschneit, stellt dieser überschaubare Ort eine zu kleine Welt dar, als dass es Nòi gelingen könnte, sich in die soziale Gemeinschaft einzufügen. Gemeinsam mit Iris, dem Mädchen von der Tankstelle, träumt er davon, dieser Welt zu entkommen, an deren Beschränktheiten er immerzu scheitert. Der Direktor verweist ihn der Schule, die Feuerwehr hat keine Verwendung für seine Arbeitskraft, in seinem Job als Totengräber verzweifelt er an der tiefgefrorenen Erde. Erst als eine Katastrophe den Miniaturkosmos in seinen Grundfesten erschüttert, ergibt sich für Nói die Gelegenheit auf ein neues, besseres Leben. Es ist eine Untersuchung des Stillstands, zugleich eine von dessen Überwindung, die Kari mit lakonischem, an Kaurismäki gemahnendem Humor durchführt: Die Sensationen ergeben sich dann fast wie von selbst, etwa wenn beim familiären Blutwurstanfertigen Nói der Blutkübel aus den Händen gleitet. Oder wenn ein Banküberfallsversuch damit endet, dass er vom Filialleiter mit einem Fußtritt auf die Straße befördert wird. Das Schöne an Nói Albinoi ist, dass solche Pointen in das stimmige Porträt eines Jugendlichen eingebettet sind und der Film auch in scheinbar nebensächlichen Momenten konzentriert bleibt: Kari begegnet seinen Figuren mit Ambivalenz Nóis Vater, ein Alkoholiker, hat gewaltvolle und ganz zärtliche Auftritte. Der Natur ergeht es nicht anders: Sie ist einerseits eindrucksvolle Kulisse, die dem Film seine ausgewaschenen Farben verleiht, andererseits der Feind, den man nicht besiegen kann. Und nicht nur, weil der Albino Nói einmal als Wunderkind bezeichnet wird, ahnt man, dass sie auch in diesen Menschen selbst schläft. (Dominik Kamalzadeh)

Credits
  • Tómas Lemarquis - Nói
  • Throstur Leo Gunnarsson - Kiddi Beikon
  • Anna Fridriksdóttir - Lina
  • Elin Hansdóttir - Iris
  • Petur Einarsson - Prestur
  • Greipur Gislason - Dabbi
  • Dagur Kári
  • Rasmus Videbæk
  • Pétur Einarsson
  • Daniel Dencik
  • Slowblow
  • Jon Steinar Ragnarsson
  • Linda B. Arnadottir
  • Tanja Dehmel
The Coproduction Office 24 rue Lamartine 75009 Paris, Frankreich T 1 56 02 60 00 info@thecopro.de

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Polyfilm Verleih Margaretenstraße 78 1050 Wien T 1 581 39 00 20 polyfilm@polyfilm.at
35 mm
col
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